04.07.2023 – Kategorie: Fertigung

3D-Druck für biologisch abbaubare Sensoren und Displays

3D-Druck: neuartiges HPC-Gemisch wechselt die Farbe, wenn es sich erwärmt.Quelle: Empa

Forschende der Empa haben ein elastisches Material entwickelt, das seine Farbe verändern kann, Strom leitet, biologisch abbaubar ist und sich im 3D-Druck herstellen lässt.

  • Mittels 3D-Druck biologisch abbaubare Sensoren und Displays herstellen? Ein Material, mit dem genau das möglich ist, haben Forschende der Empa entwickelt.
  • Das Gemisch aus Hydroxypropyl-Cellulose, Wasser, Kohlenstoff-Nanoröhrchen und Cellulose-Nanofasern verändert je nach Temperatur und Dehnung seine Farbe – und zwar ohne Zusatz von Pigmenten.

Ein elastisches Material, das seine Farbe verändert, Strom leitet, sich im 3D-Druck herstellen lässt und dazu noch biologisch abbaubar ist? Das ist nicht nur eine Wunschvorstellung der Wissenschaft. Genau diese «eierlegende Wollmilchsau» haben Wissenschaftler des schweizerischen Forschungsinstituts Empa aus dem Labor «Cellulose & Wood Materials» in Dübendorf auf Basis von Cellulose und Kohlenstoff-Nanoröhrchen hergestellt.

Biologisch abbaubar: Das Display besteht aus sieben leitfähigen Segmenten, die ihre Farbe durch Stromwärme verändern. Bild: Empa

Strukturelle Färbung mit Hydroxypropyl-Cellulose (HPC)

Als Ausgangsstoff diente den Forschenden Hydroxypropyl-Cellulose (HPC), die unter anderem als Hilfsstoff in Pharmazeutika, Kosmetikartikeln und Lebensmitteln eingesetzt wird. Eine Besonderheit von HPC ist, dass sie nach Zugabe von Wasser Flüssigkristalle bildet. Diese Flüssigkristalle haben eine bemerkenswerte Eigenschaft. Denn je nach Kristallstruktur – die unter anderem abhängig ist von der HPC-Konzentration – schillern sie in den unterschiedlichsten Farben – obwohl sie eigentlich farb- oder pigmentlos sind. Dieses Phänomen nennt sich strukturelle Färbung und ist aus der Natur bekannt. Pfauenfedern, Schmetterlingsflügel und die Haut des Chamäleons erhalten zum Beispiel ihre bunte Färbung ganz oder teilweise nicht durch Farbstoffe. Vielmehr sind hier mikroskopische Strukturen wirksam. Sie spalten das einfallende (weiße) Tageslicht in seine Spektralfarben auf, und nur bestimmte Wellenlängen – sprich: Farben – reflektieren.

Die strukturelle Farbe von HPC verändert sich indes nicht nur mit der Konzentration, sondern auch mit der Temperatur. Um diese Eigenschaft besser ausnutzen zu können, setzten die Forschenden um Gustav Nyström der Mischung aus HPC und Wasser noch 0.1 Massenprozent Kohlenstoff-Nanoröhrchen zu. Dies macht die Flüssigkeit elektrisch leitfähig. Es ermöglicht es den Forschenden, die Temperatur – und somit die Farbe der Flüssigkristalle – durch das Anlegen einer elektrischen Spannung zu steuern. Bonus: Der Kohlenstoff fungiert als Breitbandabsorber, der die Farben intensiver macht. Mit einem weiteren Zusatz, einer kleinen Menge an Cellulose-Nanofasern, gelang es Nyströms Team außerdem, die Mischung 3D-druckbar zu machen, ohne Färbung und Leitfähigkeit zu beeinträchtigen.

Nachhaltige Sensoren und Displays mit 3D-Druck

Mittels 3D-Druck stellten die Forscher unterschiedliche Anwendungsbeispiele aus der neuartigen Cellulosemischung her. Darunter etwa einen Dehnungssensor, der seine Farbe je nach mechanischer Verformung verändert, sowie ein einfaches Display aus sieben elektrisch gesteuerten Segmenten.

«Wir haben in unserem Labor bereits unterschiedliche elektronische Komponenten auf der Basis von Cellulose entwickelt, etwa Batterien und Sensoren», sagt Xavier Aeby, Co-Autor der Studie. «Das ist nun das erste Mal, dass wir auch ein Display auf Cellulose-Basis entwickeln konnten.»

Weitere Anwendungen für cellulose-basierte Tinte

In Zukunft könnte die cellulose-basierte Tinte zahlreiche ganz unterschiedliche Anwendungen finden. Dazu gehören Temperatur- und Verformungssensoren, die Kontrolle der Lebensmittelqualität oder die biomedizinische Diagnose.

«Nachhaltige Materialien, die sich 3D-drucken lassen, sind von großem Interesse, unter anderem für Anwendungen in biologisch abbaubarer Elektronik und für das Internet der Dinge», sagt Laborleiter Nyström. «Es gibt noch viele offene Fragen dazu, wie strukturelle Färbung überhaupt entsteht und wie sie sich durch unterschiedliche Zusatzstoffe oder durch Umwelteinflüsse verändern lässt.»

Dem will Nyström mit seinem Team weiter nachgehen in der Hoffnung, noch weitere interessante Phänomene und Anwendungsmöglichkeiten zu entdecken.

Bild oben: Bunte Cellulose: Das im 3D-Druck entstandene Empa-Logo aus dem neuartigen HPC-Gemisch wechselt die Farbe, wenn es sich erwärmt. Bild: Empa

Weitere Informationen: https://www.empa.ch/

Erfahren Sie hier mehr über 3D-Druck im Miniformat für erweiterte Design- und Herstellungsoptionen von MEMS.

Lesen Sie auch: „Warum Hermle bei der Automatisierung auf die Antriebstechnik von Stöber setzt“


Teilen Sie die Meldung „3D-Druck für biologisch abbaubare Sensoren und Displays“ mit Ihren Kontakten:


Scroll to Top