28.05.2013 – Kategorie: Hardware & IT

3D-Grafikkarten: Schneller arbeiten mit großen Baugruppen

acm_2013_03_926_03

Nach einer längeren, recht ruhigen Phase haben die professionellen CAD-Anwender wieder allen Grund zur Freude, zumindest, was 3D-Grafiklösungen für Workstations betrifft. Denn eine neue Grafikkarten-Generation ist auf den Markt gekommen, die wieder einmal eine deutlich höhere 3D-Leistung, noch dazu abgestimmt auf das jeweils verwendete CAD-Programm, die Möglichkeit, noch mehr Displays anzusteuern und gleichzeitig eine geringere Leistungsaufnahme verspricht. Keine Revolutionen zwar, aber graduelle Verbesserungen bestehender Konzepte. Aber reicht das in einem IT-Markt, der sich mit Cloud und Tablet im Umbruch befindet, für Anwender, die unterwegs genauso arbeiten wollen wie im Büro? Stefan Hummel erklärt hier, warum der Markt für PC-Workstations keineswegs am Boden liegt, was die Grafikkarten der Quadro-K-Serie besonders auszeichnet und inwiefern sie die Arbeit bei Konstruktion, Visualisierung und Simulation unterstützen.

AUTOCAD & Inventor Magazin: Im Gegensatz zum boomenden Markt für Tablets und Smartphones ist der Absatz des klassischen Desktop-PCs in der letzten Zeit stark zurückgegangen. Davon sind auch Anbieter wie Dell und HP betroffen. Wie reagieren die Grafikkartenhersteller darauf? 

Stefan Hummel: Die Absätze im Desktop-Markt haben sich hier hauptsächlich im Einstiegs-, eventuell noch im mittleren Leistungsbereich verändert. Auch der Markt der Netbooks und leistungsschwächeren Notebooks ist stark rückläufig. Das High-End- und Workstation-Segment ist hiervon überhaupt nicht betroffen – eher sogar noch im Gegenteil, da neben einem Tablet oder Smartphone doch immer Bedarf an einer Workstation für die Konstruktion besteht. 

Stefan Hummel, Marketing Manager bei der PNY Technologies QUADRO GmbH.

AUTOCAD & Inventor Magazin: NVIDIA hat kürzlich neue Grafikkarten für professionelle Anwender vorgestellt. Was zeichnet die neue Generation aus?

Stefan Hummel: Die neue Generation an Grafikkarten basiert hier auf dem ebenfalls neuen Grafikchip mit dem Namen Kepler. Dieser bietet neben der Möglichkeit, jetzt bis zur vier Monitore über eine Karte anzusteuern, hauptsächlich deutlich mehr 3D-Performance bei einer stark verminderten Leistungsaufnahme. Die Quadro K4000 ist gegenüber ihrem Vorgänger etwa um 50 Prozent schneller bei einem um 43 Prozent reduzierten Leistungsbedarf. 

AUTOCAD & Inventor Magazin: Mit der Quadro K5000 präsentierte NVIDIA Ende 2012 das erste Modell der Kepler-Familie. Wie ist die Grafikkarte bisher bei den Kunden angekommen?  

Stefan Hummel: Die Quadro K5000 richtet sich hauptsächlich an den High-End-Anwender aus den Bereichen der Visualisierung, Virtual Reality, Renderings oder auch Simulation. Hier wurde die Karte, gerade wegen der Möglichkeit, bis zu vier Bildschirme über eine Karte oder bis zu 16 Schirme über vier Karten in einem Rechner anzusteuern, von den Kunden besonders gut angenommen. Gerade bei Powerwalls oder Caves bietet das den großen Vorteil, dass hier keine Cluster mehr benötigt werden. 

AUTOCAD & Inventor Magazin: Was bringt die Kepler-Architektur den CAD-Anwendern? 

Stefan Hummel: Die Kepler-Architektur ist in einigen Bereich grundlegend überarbeitet und verbessert worden. Gerade bei komplexeren Problemstellungen ermöglicht dies dem Anwender in seiner Applikation auch wirklich, das volle Leistungspotenzial seiner Karte auszuschöpfen.

AUTOCAD & Inventor Magazin: Welche Kepler-Grafikkarte würden Sie dem AutoCAD- und Inventor-Anwender empfehlen und warum? 

Stefan Hummel: Für den AutoCAD-Anwender empfehlen wir die Quadro K600. Diese bietet eine sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis und ist ideal für Anwender mit kleinen bis mittleren Baugruppen. Für den Autodesk Inventor empfehlen wir dann schon eher die Quadro K2000, da diese doch noch mehr Reserven gerade bei größeren Baugruppen hat. 

AUTOCAD & Inventor Magazin: Die Kepler-Architektur steigert die Performance bei großen Inventor-Baugruppen. Wie wirkt sich dies in der Praxis aus?  

Stefan Hummel: In der Vergangenheit gab es immer das große Problem, dass die Grafikleistung nur bis zu einem bestimmten Punkt skaliert hat. Das heißt, ab einer gewissen Komplexität der Baugruppe konnte man an Grafikkarten einbauen, was man wollte, und es wurde nie schneller. Hier skaliert zum einen die Kepler-Architektur deutlich besser, aber auch Autodesk hat hier einiges optimiert, um in künftigen Inventor-Versionen mit großen Baugruppen deutlich besser umgehen zu können. 

AUTOCAD & Inventor Magazin: Welche Verbesserungen bieten die neuen Grafiklösungen für die Anwender von 3ds Max und Maya? 

Stefan Hummel: Ein großes Thema bei 3Ds Max und Maya sind die doch zum Teil extrem langen Rendering-Zeiten. Diese können durchaus mehrere Stunden bis hin zu mehreren Tagen betragen. Der Ansatz hier besteht darin, die Grafikkarte wie einen Coprozessor zu benutzen. Mit einer Karte wie etwa der Quadro K5000 kann ich dadurch die Rechenzeiten um den Faktor 5 bis 6 verkürzen. In Kombination mit speziellen Rechenkarten wie der Tesla K20 sind sogar noch deutlich höhere Steigerungen möglich. 

AUTOCAD & Inventor Magazin: Inwieweit fließen Kundenwünsche und -anforderungen bei NVIDIA und PNY in die Produktweiterentwicklung ein? 

Stefan Hummel: Kundenwünsche fließen immer mit in die Produktentwicklung ein. Grundsätzlich wollen wir unsere Grafikkarten ja auch verkaufen, und dies geht nur, wenn sie für den Anwender auch die optimale Lösung bringen. Wir arbeiten hier eng mit einigen kleineren und größeren Kunden zusammen, um schon während des Entwicklungsprozesses ein umfangreiches Feedback zu bekommen. 

AUTOCAD & Inventor Magazin: Autodesk bietet bereits eine Familie von Cloud-Services an. Andere Anbieter, zum Beispiel SolidWorks, ziehen nach. Welche Folgen ergeben sich daraus künftig für die klassische Grafikkarte und für die Anbieter von Workstations und Grafiklösungen?  

Stefan Hummel: Cloud-Services sind sicherlich eine etwas zwiespältige Lösung. Gerade der klassische deutsche Maschinenbau wie auch der ganze Automotiv-Sektor tut sich, zum Teil auch mit Recht, doch sehr schwer damit, seine Daten recht unkontrolliert einem außereuropäischen Unternehmen anzuvertrauen. Was wir aktuell eher sehr stark sehen, ist, dass diese Unternehmen ihre eigenen Cloud- oder VDI-Lösungen firmenintern aufbauen. Hierfür bieten wir und NVIDIA mit den Grid- und Tesla-Karten auch schon eigene dedizierte Lösungen für die Virtualisierung an. 

AUTOCAD & Inventor Magazin: Wie wird sich Ihrer Meinung nach der Markt für professionelle Grafikkarten in den nächsten drei Jahren entwickeln? 

Stefan Hummel: Alles in allem werden wir in den nächsten drei Jahren höchstwahrscheinlich keine grundlegenden Änderungen im professionellen Markt erleben. Die Cloud- und Virtualisierungslösungen werden einen gewissen Marktanteil erhalten, aber diesen nicht komplett umkrempeln. Firmen, die hier versucht haben, ihre Anwender mehr oder weniger in die Cloud zu zwingen, wurden doch teils massiv abgestraft. Auch Windows 8 wird sich mit seiner touch-orientierten Oberfläche nicht im Unternehmensumfeld durchsetzen. Windows 7 wird uns hier sicherlich, wie einst Windows XP, bis zu einem potenziellen Nachfolger von Windows 8 die nächsten Jahre weiter begleiten. 

Herr Hummel, vielen Dank für das Gespräch. 

Das Interview führten Rainer Trummer und Andreas Müller.


Teilen Sie die Meldung „3D-Grafikkarten: Schneller arbeiten mit großen Baugruppen“ mit Ihren Kontakten:

Zugehörige Themen:

Hardware, Visualisierung

Scroll to Top