20.09.2023 – Kategorie: Konstruktion & Engineering

AutoCAD-Expertenrunde: Tipps & Tricks

ExpertenrundeQuelle: microstock3D/shutterstock

Die AutoCAD-Expertenrunde mit ausgewählten Leseranfragen und wertvollen Tipps und Tricks rund um AutoCAD.

Alle Tipps der AutoCAD-Expertenrunde sollen zum selbstverständlichen Umgang mit AutoCAD und seinen vertikalen Lösungen animieren, ihn vor allem erleichtern. Aus den vielen Leseranfragen haben wir die zur Veröffentlichung ausgewählt, die allen Anwendern auch einen praktischen Nutzen ­versprechen. Die Fragen der AutoCAD-Expertenrunde beantwortet unser Experte Wilfried Nelkel.

AutoCAD-Expertenrunde Tipp 1: Winkelsymbol voranstellen

Wir haben viele flache Winkel zu bemaßen und würden gerne ein Winkelsymbol vor dem Maßtext einfügen. Da Winkel automatisch mit dem Gradzeichen versehen werden, sind sie oft durch andere Zeichenobjekte schwer zu erkennen.

Unser Experte der AutoCAD-Expertenrunde: Sie können im Bemaßungsstil einen Präfix mit dem Code {\fISOCPEUR;\H0.4\U+2222 } hinterlegen und diesen Bemaßungsstil dann ausschließlich für Winkelbemaßungen verwenden. Der Wert 0.4 nach dem H betrifft übrigens die Textgröße des Winkelzeichens, das im Schriftstil „ISOCPEUR“ erstellt wird. Achten Sie auch auf das Leerzeichen vor der letzten schließenden geschweiften Klammer. Sie finden die Einstellungen auf der Registerkarte „Primäreinheiten“ im Bemaßungsstilmanager. (Bild 1) Alternativ lässt sich auch der Bemaßungstext freistellen, indem man auf der Registerkarte „Text“ des Bemaßungsstils als Füllfarbe die „Hintergrundfarbe“ auswählt. So lässt sich vermeiden, dass Maßtexte durch Zeichnungsobjekte schlecht lesbar sind.

AutoCAD-Expertenrunde
Bild 1: Unicode-Steuerzeichen als Präfix im Bemaßungsstil.

Expertenrunde Tipp 2: Komische Darstellung von Zahlen

Wir arbeiten seit langer Zeit mit AutoCAD Architecture und haben hier spezielle Raumstempel entworfen, bei denen wir mittels Visual Basic Script gezielt prüfen, ob die vierte Nachkommastelle eine Null ist. Nun funktioniert das plötzlich nicht mehr, da es zum Beispiel überhaupt keine füllenden Nullen am Ende einer Dezimalzahl mehr gibt. Ebenso haben wir feststellen müssen, dass die Darstellung von Zahlenwerten in der Eigenschaftenpalette von der einen zur anderen Zeichnung unterschiedlich ist. Welche Einstellung ist uns da verlorengegangen?

Unser Experte: Wenngleich dieses Verhalten für die normale Nutzung von AutoCAD Architecture unerheblich ist, gibt es doch Situationen, insbesondere bei angepassten Installationen, die dazu führen, dass Daten nicht korrekt dargestellt oder ausgelesen werden können. Ursache für dieses Verhalten ist die Systemvariable DIMZIN, die sich auf die Unterdrückung von Nullen in Primäreinheitenwerten auswirkt. (Bilder 2 und 3)

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Bild 2: Darstellung von Zahlenwerten bei ausgewählten Objekten.

Mir persönlich ist dies in der Vergangenheit bei einer Programmierung von Eigenschaftsdefinitionen aufgefallen, bei der ich die dritte Null nach dem „Komma“ ausgelesen habe. In einigen Zeichnungen schlug die Routine fehl, da es einfach keine dritte Null nach dem Dezimaltrennzeichen gab (etwa 1.25 oder 1.2500). Ebenso kann sich diese Systemvariable auf die Darstellung von Raumnummern auswirken, sofern diese aus unterschiedlichen Parametern zusammengesetzt wird.

Bild 3: Darstellung von Zahlenwerten ohne Objektwahl.

In den beiden linken Screenshots hat die Systemvariable den Wert 12 und rechts den Wert 4. Sollte bei Ihnen also einmal ein eigenartiges Verhalten bei der Darstellung von Zahlenwerten auftreten, überprüfen Sie bitte die Systemvariable DIMZIN in Ihren Zeichnungen und fügen diese bei Bedarf zur Systemvariablenüberwachung hinzu, damit immer der von Ihnen bevorzugte Wert sichergestellt ist.

In der DWT-Vorlage von AutoCAD 2023 ist der Wert 8, in der Vorlage von AutoCAD Architecture 2023 ist der Wert mit 12 definiert. Schon hier sind Differenzen erkennbar.

  • 0 unterdrückt null Fuß und genau null Zoll.
  • 1 schließt null Fuß und genau null Zoll ein.
  • 2 schließt null Fuß ein und unterdrückt null Zoll.
  • 3 schließt null Zoll ein und unterdrückt null Fuß.
  • 4 unterdrückt führende Nullen in Dezimalangaben (beispielsweise wird 0.5000 zu .5000).
  • 8 unterdrückt nachstehende Nullen in Dezimalangaben (beispielsweise wird 12.5000 zu 12.5).
  • 12 unterdrückt führende und nachstehende Nullen (beispielsweise wird 0.5000 zu .5).

AutoCAD-Expertenrunde Tipp 3: Drehung eines Objekts anpassen

Wir müssen in unserem Planungsbüro Einrichtungsgegenstände an einer schiefen Wand ausrichten, die bereits verdreht eingefügt wurden. Zunächst haben wir immer das Objekt auf 0 Grad mit Bezug zurückgedreht, verschoben und dann erneut mit Bezug an der schiefen Wand ausgerichtet – ein sehr langwieriger Prozess. Wir arbeiten aktuell mit AutoCAD 2023.

Unser Experte der AutoCAD-Expertenrunde: Ich habe fürs bessere Verständnis einen Screenshot angefertigt, auf dem zwei Rechtecke zu sehen sind, die Tische darstellen. Tisch A soll so gedreht werden, dass die Drehung Tisch B entspricht, ohne aber weder die Drehung von Tisch A noch die von B zu kennen. (Bild 4)

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Bild 4: Ausgangssituation für die Tischdrehung.

Nun wird der Befehl DREHEN gestartet, der Tisch A ausgewählt und die Objektwahl beendet. Zunächst wählt man den Punkt 1 als Basispunkt der Drehung, wechselt dann in die Option „Bezug“ und gibt als Bezugswinkel zwei Punkte an. Nun auf Punkt 1 und dann auf 2 klicken. Durch diesen Vorgang zeigt man AutoCAD den vorhandenen Winkel der oberen Linie von Tisch A. Jetzt sieht man in der Befehlszeile eine weitere Option namens „Punkte“. Diese Option ist zu aktivieren, um anschließend Punkt 3 und dann Punkt 4 auszuwählen. Anschließend ist die Drehung der beiden Tische synchron und man hat sich das Zeichnen und Verschieben einer eventuellen Hilfslinie gespart.

Expertenrunde Tipp 4: Raumgrenzen schnell erstellen

Wir bereiten gerade Pläne für AutoCAD zur Nutzung eines FM-Programms vor, dass Räume anhand geschlossener Polylinien erkennen soll. Zudem muss die Raumnummer sich als Text oder MText innerhalb der Polylinien befinden. Problem hierbei ist jedoch, dass die Pläne aus ArchiCAD stammen und die Umgrenzungen nicht als Polylinien, sondern als normale Linienobjekte exportiert werden. In ArchiCAD sind eigentlich Räume mit den jeweiligen Raumnummern definiert.

Solange die Linien nicht übereinander liegen, wie es etwa bei geteilten Räumen der Fall ist, funktioniert das Zusammenfügen der Liniensegmente über den AutoCAD-Befehl VERBINDEN fast problemlos. Hierzu wählen wir eine Linie aus (der Layer ist eindeutig) und wählen die restlichen Linien im Kontextmenü mittels Befehl ÄHNLICHE AUSWÄHLEN. Meist haben wir jedoch geteilte Räume in einem Plan, so dass die Auswahl/das Zusammenfügen der Räume unverhältnismäßig viel Zeit in Anspruch nimmt. Haben Sie hier eine bessere Möglichkeit?

Unser Experte: In ArchiCAD lassen sich Räume glaube ich mit einer Flächenfüllung (Solid) versehen. Machen Sie diesen Schritt vor dem DWG-Export. Der Plan sollte nun genauso ankommen, wie Sie oben beschrieben haben, lediglich die Solidfüllung der Räume ist jetzt zusätzlich vorhanden. (Bild 5)

Bild 5: Den Befehl ÄHNLICHE AUSWÄHLEN anwenden.

Nun wählen Sie eine Linie aus, die die Kontur des Raums definiert hat und wählen ÄHNLICHE AUSWÄHLEN über das Kontextmenü. Löschen Sie diese Liniensegmente. Wichtig ist hier, dass der Befehl alle ähnlichen Objekte auswählt, die Sie zunächst gewählt haben. Wenn Sie eine Linie auswählen, sucht dieser Befehl nach allen Linienobjekten in der Zeichnung, die sich auf demselben Layer befinden. Sollte sich also ein Raum mit einer gebogenen Fläche in Ihrer Zeichnung befinden, müssen Sie zusätzlich noch einen Bogen zu der Linie auswählen. Dann werden alle Linien und Bögen gewählt, die sich auf dem entsprechenden Layer befinden. Um sicher zu gehen, dass auch wirklich alle Objekte gewählt werden, empfehle ich hier die Schnellauswahl, die sich über die Eigenschaftenpalette oben rechts starten lässt. (Bild 6)

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Bild 6: In diesem Beispiel werden alle Objekte gewählt, die auf dem Layer „A_Raumpolygon“ liegen.

Löschen Sie nun diese Raumumgrenzungen und wählen Sie eines der Solid-Schraffurobjekte aus. Dazu nutzt man wieder das Kontextmenü, um den Befehl ÄHNLICHES AUSWÄHLEN zu starten. Nachdem alle Flächenschraffuren gewählt sind, startet man den Befehl HATCHGENERATEBOUNDARY. Er erstellt aus den Schraffurkonturen die von Ihnen benötigten Raumkonturen als logisch geschlossene Polylinie. Dann lassen sich die Schraffuren erneut auf die gleiche Art und Weise auswählen und löschen, falls sie nicht mehr benötigt werden. Wichtig zu wissen ist noch, dass dieser Befehl die Umgrenzungspolygone auf dem aktuellen Layer mit den aktuellen Objekteinstellungen für Linientyp, Farbe usw. erstellt.

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