15.03.2022 – Kategorie: Konstruktion & Engineering
AutoCAD-Expertenrunde: Tipps & Tricks
Die AutoCAD-Expertenrunde mit ausgewählten Leseranfragen und wertvollen Tipps und Tricks rund um AutoCAD.
Alle Tipps der AutoCAD-Expertenrunde sollen zum selbstverständlichen Umgang mit AutoCAD und seinen vertikalen Lösungen animieren, ihn vor allem erleichtern. Aus den vielen Leseranfragen haben wir die zur Veröffentlichung ausgewählt, die allen Anwendern auch einen praktischen Nutzen versprechen. Die Fragen der AutoCAD-Expertenrunde beantwortet unser Experte Wilfried Nelkel.
AutoCAD-Expertenrunde Tipp 1: Verschieben entlang der Z-Achse
Wir arbeiten viel mit Volumenkörpern und haben immer wieder Probleme, Objekte ausschließlich in Z-Richtung zu verschieben. Oft geht‘s über die Eigenschaftenpalette, etwa bei einer Polylinie über die Erhebung. Bei komplexeren Objekten gelingt das leider nicht. Ebenso wird’s schwierig, wenn die vorgenannten Objekte bereits eine Höhe ungleich „0“ (Null) haben und wir diese anheben oder absenken möchten .Am liebsten wäre es uns, das Verschieben in einer Draufsicht vorzunehmen. Im Moment sieht man ja das Ergebnis nicht. Stattdessen behelfen wir uns damit,in eine Isometrie zu wechseln,die Ansicht über den 3D-Orbit leicht zu drehen und dann über den Polarfang entlang der positiven oder negativen Z-Achse zu verschieben. Geht das einfacher?
Unser Experte der AutoCAD-Expertenrunde: Da empfehle ich die althergebrachte Methode mit relativen Absolutkoordinaten. Im Gegensatz zu den relativen Polarkoordinaten, gehen Sie hier die Verschiebungen über X-, Y- und Z-Koordinaten an, ausgehend vom letzten Punkt.
Mal angenommen, Sie möchten einen Volumenkörper in der Draufsicht um 1.5 Einheiten nach oben verschieben, dann starten Sie den Befehl SCHIEBEN und wählen die Objekte aus, die zu verschieben sind. Wenn AutoCAD einen Basispunkt verlangt, klicken Sie irgendwo einen Punkt in der Zeichnung an, der nicht unbedingt auf einem Objekt liegen muss. Nun geben Sie als Verschiebung die Parameter @0,0,1.5 ein. Das @-Zeichen bedeutet für AutoCAD, dass die folgende Koordinateneingabe relativ interpretiert werden soll. Zudem steht es für den zuletzt geklickten Punkt. Da Sie irgendwo ins Leere geklickt haben, wird von diesem Punkt aus entsprechend um X, Y, Z verschoben. Möchten Sie die gewählten Objekte nach unten verschieben, geben Sie @0,0,-1.5 ein. Sollten Sie ein Objekt um eine Einheit nach rechts, zwei Einheiten nach unten und drei Einheiten nach oben (entlang der Z-Achse) verschieben wollen, geben Sie @1,-2,3 ein.
Außer dem @-Zeichen gibt es auch noch das #-Zeichen in AutoCAD. Es ist als Präfix für absolute Koordinaten vorgesehen. Möchten Sie also ein Objekt (etwa die Ecke eines Rechtecks) exakt zu einer bestimmten Koordinate (0,0,10 steht für X=0, Y=0, Z=10) verschieben, geben Sie als Verschiebewert #0,0,10 ein.
Zwar lässt sich in AutoCAD einstellen, wie Koordinateneingaben ohne Vorzeichen zu interpretieren sind, aber mit @ und # ist man eigentlich immer auf der sicheren Seite. (Bild 1)
Eine weitere Möglichkeit, im 3D-Raum Objekte zu manipulieren, bieten die so genannten Gizmos in AutoCAD. Die gibt es fürs 3D-Verschieben, 3D-Drehen und die 3D-Skalierung.
Zunächst lässt sich über die Systemvariable „DEFAULTGIZMO“ festlegen, welcher Gizmo standardmäßig aktiviert werden soll. Die gültigen Werte gehen von 0 (Null) für Verschieben, 1 für Drehen, 2 für Skalieren und 3 für „keinen Gizmo“. In der Statusleiste kann man zudem über die drei horizontalen Balken die Statusschaltfläche „Gizmo“ aktivieren und die verschiedenen Gizmos einstellen. (Bild 2)
Möchte man einen Volumenkörper aktivieren und befindet sich NICHT in einer 2D-Drahtkörperdarstellung, wird automatisch einer der aktiven Gizmos angezeigt. (Ich zeige das Vorgehen hier am Beispiel des 3D-Verschiebe-Gizmos.) Das Problem im 3D-Raum ist immer das gleiche: Man verschiebt scheinbar exakt und hat dennoch keine Kontrolle, wo das verschobene oder kopierte Objekt letztlich landet. Dieser Umstand ist mit 3D-Verschieben jetzt behoben.
Es besteht die Möglichkeit, exakt entlang der X-, Y- oder Z-Achse zu verschieben. Hierzu überfährt man einen der drei Pfeile. Zusätzlich sieht man bei korrektem „Anfahren“ der Pfeile eine farbige Hilfslinie, die einem die Achsen nochmals verdeutlicht. Sobald man mit der linken Maustaste auf einen der drei Achspfeile klickt, lassen sich die gewählten Objekte verschieben und man kann einen Wert für die Verschiebung eingeben. (Bild 3)
Eine zusätzliche Möglichkeit bietet das Verschieben exakt über die BKS-Ebene. Wenn man die Quadrate im Gizmo „anfährt“, werden diese goldig eingefärbt. Es gibt hier die XZ-Ebene, die YX-Ebene sowie die YZ-Ebene. (Bild 4) Und hier ein Screenshot des Drehen-Gizmos, siehe Bild 5. Abschließend noch ein Beispiel für den Skalieren-Gizmo, siehe Bild 6.
AutoCAD-Expertenrunde Tipp 2: XREF-Überschreibungen zurücksetzen
Wir arbeiten mit AutoCAD 2022 im Bereich der Haustechnik und bekommen vom Architekten DWG-Dateien zur Verfügung gestellt. In diesen Zeichnungen, die wir als XRefs hinterlegen, zeichnen wir unsere Haustechnik ein (Sanitär, Lüftung usw.). Wir zeichnen nicht in den Architektenplänen, sondern unsere Objekte sozusagen darüber.
Nun möchten wir einen Plan auf einem einzigen Layout einmal ohne Haustechnik darstellen und in einem anderen Ansichtsfenster mit Haustechnik. Im Ansichtsfenster mit Haustechnik soll jedoch der Architektenplan in einem leichten Grau dargestellt werden, damit unsere Konstruktionen deutlich sichtbar sind. Die Ansicht der XRef können wir durch Veränderung der Systemvariablen XDWGFADECTL einstellen. Dies würde uns schon fast genügen, wobei hier etwa rote Objekte des Architekten zwar noch immer rot dargestellt werden, jedoch etwas ausgeblendet erscheinen. Ist es möglich, in einem Ansichtsfenster den Architektenplan „farbig“ zu plotten und in ihn einem anderen Ansichtsfenster komplett in einer grauen Farbe auszugeben?
Unser Experte der AutoCAD-Expertenrunde: Grundsätzlich ja, allerdings kann es problematisch werden, wenn der Architekt seine Objekte nicht mit der Farbeinstellung „VonLayer“ gezeichnet hat. Dazu müssten Sie folgendes wissen: Seit einiger Zeit ist es in AutoCAD nicht nur möglich, die Layer einzelner Ansichtsfenster zu frieren (Befehl AFLAYER), sondern auch für einzelne Ansichtsfenster die Eigenschaften „von Layer“ zu verändern. Dies betrifft die Farbe, den Linientyp, die Linienstärke sowie die Transparenz. Sie können also neben dem Frieren einzelner Layer in einem Ansichtsfenster sowohl die Ansichtsfensterfarbe, den Ansichtsfensterlinientyp, die Ansichtsfensterlinienstärke als auch die Ansichtsfenstertransparenz einstellen. Dies gilt jedoch nur dann, wenn die Objekte mit den Eigenschaften „VonLayer“ erzeugt wurden. Hat der Architekt aber zum Beispiel einer roten Linie die Objektfarbe „Rot“ zugewiesen, so kommt man mit diesem Verfahren nicht weiter.
Es gibt aber einen Trick, wie man von allen Objekten des Architektenplans die Eigenschaften auf „VonLayer“ konvertieren kann. Früher musste man dafür noch die Architektenzeichnung verändern, jetzt verwendet man einfach den Befehl XREFOVERRIDE und setzt den Wert auf 1. Nun werden alle Objekte in der XRef so dargestellt, als wären Sie mit den Eigenschaften „VonLayer“ gezeichnet worden. Das bedeutet, dass individuell zugewiesene Werte für Farbe, Linientyp, Strichstärke usw. ignoriert werden und die Zuweisung „VonLayer“ erhalten.
In AutoCAD 2022 gibt es hier im Bereich der XRef-Überschreibung eine weitere Neuigkeit: Wollte man früher die Eigenschaften der XRef überschreiben, war es eigentlich nicht mehr möglich, die Original-Eigenschaften wiederherzustellen. Man konnte sich nur damit behelfen, einen Layerstatus zu erstellen. Nun wird im Layer-Eigenschaftenmanager automatisch neben der Filterkategorie „XRef“ ein neuer Filter erzeugt, der sich „XRef-Überschreibungen“ nennt. In diesen Filter wandern automatisch alle XRef-Layer, deren Eigenschaften (Farbe, Linientyp, Transparenz usw.) überschrieben wurden.
Mit einem Rechtsklick auf diesen Filtereintrag, lassen sich nun problemlos die gewünschten Originaleigenschaften der XRef-Layer wiederherstellen. Sie können entweder alle Eigenschaften zurücksetzen oder einzelne Eigenschaften wählen. Dieses Kontextmenü lässt sich direkt über den Filter starten oder über einzelne ausgewählte Layer, deren Eigenschaften überschrieben wurden. (Bild 7)
Expertenrunde Tipp 3: AutoCAD im SAVEMODE starten
Seitdem wir eine Zusatzapplikation für AutoCAD 2022 installiert haben, stürzt AutoCAD bei bestimmten Befehlen ab, die eigentlich nichts mit der Zusatzapplikation zu tun haben. Unser Softwarelieferant schiebt das auf AutoCAD. Wir glauben das aber nicht und würden es gerne ohne Applikation testen. Wie schaffen wir es, unser AutoCAD 2022 ohne diese Applikation zu starten?
Unser Experte: Solche Aussagen von Softwareherstellern habe ich in meiner langjährigen Erfahrung mit AutoCAD-Produkten schon öfter erlebt. Seit AutoCAD 2015 gibt es den so genannten „SAVEMODE“ in AutoCAD. Um festzustellen, dass es an einer Applikation oder einer anderen Programmierung liegt, kann man AutoCAD im SAFEMODE starten. Folgendes ist zu tun (siehe Bild 8):
- AutoCAD-Startverknüpfung (meist auf dem Desktop) kopieren
- Rechtsklick: Eigenschaften
- An das Ziel hinten /SAFEMODE anhängen
- AutoCAD über diese Verknüpfung starten. ACHTUNG: Es werden keine Erweiterungen mehr geladen wie die für Vault, ACADM usw.
- Um zu prüfen, ob der SAFEMODE aktiv ist, die Variable SAFEMODE über die Befehlszeile aufrufen (SAFEMODE und ENTER). Ist die Variable SAFEMODE = 1, dann ist der SAFEMODE aktiv.
AutoCAD-Expertenrunde Tipp 4: Plotstil-Verhalten im Layout anzeigen lassen
Wir arbeiten aktuell mit AutoCAD 2022 und haben uns hier eine Möglichkeit erhofft, im Layout das Aussehen unserer Planungen anzeigen zu lassen, anstatt erst immer in die Plotvoransicht zu wechseln. Ich habe irgendwo mal gelesen, dass man das in AutoCAD machen kann. Ich finde dafür aber keine Lösung. Aktuell haben wir einen Plan, bei dem nur einige Farben mit der verwendeten Farbe angezeigt werden sollen. Alles andere soll in einem dunklen Grau geplottet werden. (Bild 9)
Unser Experte der AutoCAD-Expertenrunde: Normalerweise wird in den Layouts das gesamte Modell anhand der verwendeten Farben, Linientypen usw. dargestellt. Um das richtige Plotstilverhalten zu kontrollieren, ist erst eine Plotvorschau zu generieren. Anschließend lassen sich eventuelle Korrekturen an der Plotstiltabelle/den in der Zeichnung verwendeten Farben, Linientypen usw. vornehmen, was bei großen Zeichnungen sehr aufwändig sein kann.
Zudem bleibt zu bedenken, dass sich mit Plotstiltabellen ausschließlich die Indexfarben von 1 bis 255 bestimmen lassen. Alle anderen Farben (True-Color-Farben) werden immer in den Farben geplottet, wie sie im Modellbereich erscheinen. Wollen Sie True-Color-Farben in Graustufen drucken, müssen Sie die Druckerkonfiguration des Systemdruckers (oder eines PC3-Druckers) so verändern, dass der Plotter in Graustufen oder in Monochrom plottet. Daraus ergibt sich automatisch der Umstand, dass True-Color-Farben nie mit Plotstiltabellen korrespondieren können, sofern eine True-Color-Farbe nicht farbig zu Papier gebracht werden soll. Um ihre zugewiesenen Plotstile im Layout anzuzeigen, wechseln Sie auf das Layout, das entsprechend der Plotstiltabelle anzeigt werden soll.
Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf die Layout-Registerkarte und wählen Sie den Seiteneinrichtungsmanager aus. Erzeugen Sie sich eine neue Seiteneinrichtung und geben Sie ihr einen sprechenden Namen. Nun aktivieren Sie in den Einstellungen der Seiteneinrichtung oben rechts das Optionsfeld „Plotstile anzeigen“. Hinweis: Diese Option steht im Plotdialog nicht zur Verfügung und ist ausschließlich in der Seiteneinrichtung verfügbar. Ggf. müssen Sie nach dem Zuweisen der Seiteneinrichtung zum Layout den Befehl REGENALL anwenden, um die Plotstilvorschau zu sehen. (Bild 10)
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