21.03.2023 – Kategorie: Konstruktion & Engineering
AutoCAD-Expertenrunde: Tipps & Tricks
Die AutoCAD-Expertenrunde mit ausgewählten Leseranfragen und wertvollen Tipps und Tricks rund um AutoCAD.
Alle Tipps der AutoCAD-Expertenrunde sollen zum selbstverständlichen Umgang mit AutoCAD und seinen vertikalen Lösungen animieren, ihn vor allem erleichtern. Aus den vielen Leseranfragen haben wir die zur Veröffentlichung ausgewählt, die allen Anwendern auch einen praktischen Nutzen versprechen. Die Fragen der AutoCAD-Expertenrunde beantwortet unser Experte Wilfried Nelkel.
Expertenrunde Tipp 1: Neues Grafiksystem in AutoCAD 2022
Wir haben gehört, dass man in AutoCAD 2022 ein neues leistungsfähiges Grafiksystem aktivieren kann. Wie funktioniert das genau?
Unser Experte der AutoCAD-Expertenrunde: Für das moderne Grafiksystem ist DirectX 12-fähige Hardware und Software erforderlich. Für DirectX 12 ist mindestens Funktionsebene 11_0 erforderlich. Sie können überprüfen, ob diese Anforderungen erfüllt sind, indem Sie den Befehl DXDIAG über das Windows-Startmenü ausführen. Im Folgenden sehen Sie ein Beispiel für ein System, das die Anforderungen erfüllt. Ich selbst habe eine Nvidia-Quadro-RTX-4000-Grafikarte verbaut. (Bild 1) Die technische Vorschau wird mit der Systemvariablen 3DTECHPREVIEW aktiviert und deaktiviert. Wichtig: Sie müssen AutoCAD neu starten, damit die Änderung wirksam wird.
Vorgabemäßig ist die technische Vorschau deaktiviert. Um sie zu aktivieren, geben Sie in der Befehlszeile den Befehl 3DTECHPREVIEW ein, drücken die Entertaste und aktivieren diesen mit „e“ wie „Ein“. Starten Sie nun Ihr AutoCAD 2022 neu.
Im visuellen Stil schattiert wird in der Ansichtsfenstersteuerung (GSF) angezeigt, dass die technische Vorschau aktiv ist und das moderne Grafiksystem verwendet wird. (Bild 2)
Beschränkungen: Das moderne Grafiksystem unterstützt derzeit die folgenden Funktionen nicht: Rasterbilder,TrueType-Text, breite Linien (wie Linienstärken, breite Polylinien), Strahl/Klinie, Linientypen und -muster, Zaun- und Lasso-Auswahl, Blockeditor (BBEARB) sowie die Anzeigen- und Unterelement-Auswahl für Kanten in 3D-Objekten. Für Zeichnungen, die in einem aktiven schattierten Ansichtsfenster gespeichert werden, ist zudem keine gültige Vorschau verfügbar. Außerdem gilt eine Beschränkung auf die schattierten Ansichtsfenster außerhalb des Papierbereichs. Im Papierbereich wird für schattierte Ansichtsfenster weiterhin das vorhandene Grafiksystem verwendet.
Die Leistungssteigerung ist immens. Selbst umfangreiche und detaillierte 3D-Konstruktionen lassen sich so in Echtzeit drehen und verschieben. Um im AutoCAD 2023 diesen in der Version 2022 eingeführten „Technical Preview“ zu aktivieren, gibt es in AutoCAD 2023 eine Systemvariable „FASTSHADEMODE“. Diese steht ebenfalls auf „Ein“, sofern Ihre Grafikhardware die Rahmenbedingungen für diesen Leistungsschub unterstützt. Sollten Sie Probleme mit DirectX 12 haben, gibt es in AutoCAD auch einen neuen Befehl, der auf DirectX 11 zurückschaltet. Geben Sie hierzu GFXDX12 in der Befehlszeile ein. Der Wert 1 bedeutet, dass DirectX 12 verwendet werden soll. Setzen Sie den Wert auf „0“, dann wird nach einem Neustart AutoCAD mit DirectX 11 gestartet.
Sofern Sie noch „ältere“ DirectX-Versionen verwenden müssen (etwa aufgrund einer älteren Grafikkarte) gibt es eine Möglichkeit, diese in den Umgebungsvariablen von Windows zu erzwingen. Öffnen Sie dazu die Systemsteuerung und klicken auf „System“. In diesem Dialog finden Sie einen Punkt mit dem Namen „Erweiterte Systemeinstellungen“. Es öffnet sich ein Dialog „Systemeigenschaften“. Klicken Sie hier auf die Registerkarte „Erweitert“ und dann auf „Umgebungsvariablen“. Hier setzen Sie eine neue Systemvariable mit einem Klick auf den Button „Neu…“. (Bild 3) Geben Sie Variablennamen „GS_DEVICE“ ein und setzen den Wert je nach gewünschter DirectX-Version auf „Dx9“ für DirectX 9 oder „Dx10“ für DirectX 10 usw. Sie sollten die Version jedoch so „hoch“ wie möglich setzen, da die neueren DirectX-Versionen mehr Leistung bieten. Nachdem Sie die Dialoge mit OK wieder verlassen haben, müssen Sie AutoCAD unbedingt neu starten.
AutoCAD-Expertenrunde Tipp 2: Stutzen und Dehnen
Seit kurzem gibt es in AutoCAD einen so genannten Schnellmodus beim Stutzen und Dehnen. Diesen finden wir nicht so großartig, da wir lieber ganz gezielt unsere Schnitt- und Grenzkanten wählen. Kann man dieses neue Verhalten der beiden Befehle auch „abschalten“?
Unser Experte der AutoCAD-Expertenrunde: Ja, Autodesk hat das berücksichtigt. Entweder wählen Sie nach dem Start einer der beiden Befehle die Option „M“ für „Modus“ und verändern diesen auf den Wert „Standard“. Dann kann man in einem ersten Auswahlsatz zunächst die Schnitt- oder Grenzkanten auswählen. Diese Einstellung wirkt sowohl auf Stutzen als auch auf Dehnen. (Bild 4)
Alternativ kann man auch die Systemvariable „TRIMEXTENDMODE“ verändern. Hier gilt, dass der Wert 0 dem Standard vor AutoCAD 2021 entspricht und der Wert 1 ist der neue Schnellvorgang. Diese Systemvariable wird in der Registry gespeichert und gilt demnach für alle Zeichnungen des jeweiligen Benutzers.
Expertenrunde Tipp 3: Zoom auf bestimmtes Objekt
Wir suchen in sehr großen Zeichnungen öfter mal nach bestimmten Blöcken. Wir wissen zwar, wie sie heißen, können sie jedoch nicht finden. Kann man nicht direkt auf bestimmte Objekte hinzoomen?
Unser Experte: Das geht, jedoch müssen Sie vorab wissen, wie diese Objekte heißen. Ich zeige Ihnen das mal am Beispiel eines Krankenhaus-Grundrisses, wie man auf einen Block zoomt, der den Namen „Gynstuhl“ besitzt. Starten Sie dazu die „Schnellauswahl“ in der Eigenschaftenpalette. (Bild 5)
Nun arbeiten Sie das nachfolgende Dialogfenster von oben nach unten ab und durchsuchen zunächst die komplette Zeichnung: Objekttyp = „Blockreferenz“, Eigenschaft = „Name“ und Operator „= Gleich“. Zum Schluss wählt man in der Dropdownliste „Wert“ den Namen der Blockreferenz „Gynstuhl“ aus. (Bild 6) Klickt man nun auf OK, werden alle Blockreferenzen ausgewählt, die den Namen „Gynstuhl“ besitzen.
Man kann jetzt bereits den entsprechenden Block erkennen, da er mit dem Einfügepunkt markiert wird. Nun lässt sich entweder manuell an den ausgewählten Block hinzoomen oder man verwendet den Befehl ZOOM mit der Option „O“ für Objekt. (Bild 7)
AutoCAD-Expertenrunde Tipp 4: Transparenz, aber wo?
In unzähligen Präsentationen wurde uns gezeigt, dass AutoCAD auch transparente Objekte darstellen kann. Dies wäre für uns vor allem für die Schraffuren interessant. Eigenartigerweise zeigt unser AutoCAD jedoch keine transparenten Objekte an, weder Linien, Bögen oder Schraffuren. Wir haben jeweils versucht, sowohl die Layer-Transparenz zu aktivieren als auch die Objekttransparenz zu verändern. Immer ohne Erfolg. Machen wir was falsch oder benötigen wir unter Umständen eine andere Grafikkarte?
Unser Experte: Sie müssen nur im unteren Bereich des Zeichnungsfensters die Transparenz einschalten. Sobald diese aktiv ist, werden die als transparent definierten Zeichnungsobjekte auch transparent dargestellt. (Bild 8)
Wichtig ist an dieser Stelle auch, dass diese Einstellung ausschließlich die Bildschirmtransparenz betrifft. Aus Performancegründen wurde dieser Schalter in AutoCAD eingeführt. Wenn Sie normal arbeiten und Leistungseinbußen verspüren, schalten Sie die Transparenz einfach aus. Wenn Sie diese Zeichnung mit Transparenz plotten möchten, müssen Sie zusätzlich auch die entsprechende Option im Plotdialog aktivieren, damit die Zeichnungen auch mit Transparenz geplottet werden. (Bild 9)
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