04.05.2021 – Kategorie: Architektur & Bau
BIM 2021: Das sind die Trends in der Baubranche
Das vergangene Jahr war in jeder Hinsicht außergewöhnlich und hat viele Branchen stark beeinträchtigt. Auch in der Baubranche waren diese Auswirkungen spürbar: Auch 2021 wird erneut eine Herausforderung. Frank Weiss, Senior Director für neue Produkte, BIM und Innovation bei Oracle Construction and Engineering, Léon van Berlo, Technischer Leiter bei Buildingsmart International und Aidan Mercer, Marketingleiter bei Buildingsmart International, beschreiben die drei wichtigsten Veränderungen für BIM im Jahr 2021.
Die Corona-Pandemie hat den Fortschritt in vielen Branchen ausgebremst, dazu zählt auch der Bereich BIM. Dennoch bleibt Datenrelevanz weiterhin ein wichtiges Thema und entwickelt sich zu einem wichtigen Fokus bei der Nutzung von BIM. In Sachen BIM 2021 wird das Hauptaugenmerk hier auf den realen Anforderungen des Daten- und Informationsaustauschs liegen. Zukünftig wird sich vor allem ändern, welche Informationen geteilt werden. Organisationen erwarten, dass ihre Projektteams nur noch die Informationen teilen, die tatsächlich relevant sind.
1. Datenrelevanz
Dieser Ansatz basiert auf der Relevanz von Daten und ist insbesondere dann entscheidend, wenn digitale Informationen genutzt werden sollen, um beispielsweise eine automatisierte Kostenkalkulation oder das Benchmarking zu beschleunigen. Léon van Berlo sieht die Entwicklung in der Baubranche kritisch: „Oftmals findet eine Digitalisierung nur um der Digitalisierung willen statt. Unternehmen sollten sich vielmehr darauf fokussieren, wie sie die gesammelten Informationen tatsächlich nutzen können und welche davon für sie relevant sind.“
Die Digitalisierung mit Bereichen wie maschinellem Lernen (ML) oder künstlicher Intelligenz (KI) ist ohne Frage spannend, doch der Nutzen für Unternehmen und Projekt sollte stets im Fokus stehen und identifiziert werden. Das nimmt Zeit in Anspruch, denn während einige Unternehmen bereits im Laufe des nächsten Jahres diesen Vorgang abschließen können, benötigen andere länger. Grund dafür: die stark fragmentierte Branche. Doch egal, wie lange es dauert, relevante Daten sind der Schlüssel – aus diesem Grund werden den Auftraggeber-Informationsanforderungen (AIA) 2021 noch mehr Bedeutung zukommen.
2. Datenqualität und digitale Zwillinge (BIM 2021)
Dieser Fokus auf Digitalisierung wird zwangsläufig die Art und Weise, wie wir derzeit mit BIM, Common Data Environments (CDEs) und digitalen Zwillingen arbeiten, erweitern. Kurz gesagt wird die Digitalisierung der physischen Welt stärker wertgeschätzt. Für die Baubranche bedeutet das konkret, digitale Repräsentationen von physischen Assets zu erstellen, um die Entwicklung dieser Assets kontinuierlich zu verbessern.
Bild: Oracle Construction and Engineering
„Digitale Zwillinge werden im Jahr 2021 allgegenwärtig sein. BIM allein reicht nicht aus, um einen digitalen Zwilling zu entwickeln. Können allerdings Assets in ihrem Kontext neben einer 4D-Simulation erfasst und gleichzeitig zeitliche Elemente den Informationen in BIM hinzugefügt werden, liefert dies den benötigten Kontext und die Chronologie“, weiß Aidan Mercer. Eine bedeutende Rolle spielt in diesem Zusammenhang die Datenqualität, die 2021 in allen Bereichen deutlich verbessert wird: beim Erfassen, Speichern, Teilen und Analysieren. Von dieser Qualität hängt der Erfolg digitaler Zwillinge ab, der zwei Kategorien von Lösungen bzw. Plattformen erfordert:
- Solche, die sich auf Betrieb, Wartung, Asset Management und/oder Facility Management konzentrieren.
- Solche, die sich auf Lösungen für Architektur, Engineering und Bau (AEC) konzentrieren.
Der Einsatz von Filtern beim Hochladen von Daten kann diesem neuen Qualitätsbestreben beispielsweise Rechnung getragen werden. Doch auch für bereits bestehende Daten kann derartige Technologie Regeln anwenden, Kriterien für den Zeitplan und die Zonierung der Daten hinzufügen und mehr Konsistenzprüfungen durchführen. Es wird sogar möglich sein, Modellkonflikte in einer Cloud-Umgebung zu lösen.
3. Standardisierung und Offenheit
Im vergangenen Jahr hat Buildingsmart mit einer Reihe von Entwicklungen die Standardisierungsbemühungen der Branche vorangetrieben. „2020 hat unsere Arbeitsgruppe zu digitalen Zwillingen das Positionspapier „Einführung eines Ökosystems von digitalen Zwillingen“ veröffentlicht. 2021 wird die Fokusgruppe Aktivitäten oder Prototypen digitaler Zwillinge definieren“, erklärt Aidan Mercer.
2021 wird es ebenso die nächsten Schritte beim BIM Collaboration Format (BCF) und der Industry Foundation Class (IFC) geben, da die Branche über den Austausch von Informationen hinaus standardisieren möchte. Konkret sind das BCF 3.0, das es verschiedenen BIM-Anwendungen ermöglicht, modellbasierte Fragestellungen untereinander zu kommunizieren, sowie IFC 4.3. Dies deckt Beschreibungen von Infrastrukturkonstruktionen für Eisenbahnen, Straßen, Häfen und Wasserstraßen ab und erweitert damit das IFC-Schema deutlich.
„Der Fokus wird weiterhin auf den Bereichen Einsatz, Transparenz und Vorhersagbarkeit der von Buildingsmart initiierten Standardisierungsprozesse liegen. Mit voraussichtlich knapperen Projektbudgets werden die Vorteile von BIM wie Kostenreduzierung und Optimierung von Prozessen und Ressourcen noch wichtiger. Entsprechend wir die BIM-Nutzung für bessere Entwürfe oder Betriebs- und Wartungsprozesse zunehmen“, unterstreicht Aidan Mercer. Um BIM auch bei Datenbewegung und -zugänglichkeit offener zu machen, wird es dazu mehr Open-Source-Software geben. Insgesamt werden offene Daten als vielversprechender Weg in die Zukunft gesehen, sodass auch nicht-proprietären Datenstandards 2021 eine zentrale Rolle zukommt.
BIM 2021: Offenere Arbeitsumgebungen, die auf Standards basieren
Insgesamt könnte BIM 2021 einen zunehmenden Impuls in Richtung einer offeneren und zugänglicheren Arbeitsumgebung erleben, die auf branchenweit vereinbarten Standards basiert und ein größeres Augenmerk auf die Relevanz und Qualität von Daten legt. Solche Änderungen sollten zu einer breiteren Akzeptanz von BIM in Projektteams führen und den Weg für eine stärkere Nutzung digitaler Zwillinge ebnen.
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