30.07.2013 – Kategorie: Branchen
BIM aus Expertensicht, Teil 1: Gerd Maurer, ATP Architekten und Ingenieure im Gespräch
Die Fragen
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Welche Gesichtspunkte zeichnen für Sie eine BIM-Lösung aus?
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Welche Vorteile ergeben sich für die Baubeteiligten durch das Building Information Modeling?
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Welche Gesichtspunkte sollte ein Architekturbüro bei der BIM-Planung beachten?
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Können Sie uns ein Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von BIM-Lösungen nennen?
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Einige Großprojekte wie die Elbphilharmonie in Hamburg stehen derzeit in der Kritik, weil sie spektakulär den Kostenrahmen sprengen oder schon längst hätten fertig sein müssen, trotz der Möglichkeiten des BIM. Welche Gründe hat das Ihrer Meinung nach?
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Wie wird sich die Arbeit der Architekten in den kommenden Jahren durch BIM ändern?
Dr.-Ing. Gerd Maurer, Geschäftsführer ATP Architekten und Ingenieure, München, Beratender Ingenieur: „Natürlich muss man ein komplexes digitales Gebäudemodell auch beherrschen, um den Nutzen für den Bauherrn und die möglichen Effizienzsteigerungen auch zu mobilisieren. Wir nennen dies „BIM-Management“ und zählen es mit zu den Kernkompetenzen, die im Projektteam durch einen speziell hierzu ausgebildeten Mitarbeiter als Modellverantwortlichen abgedeckt werden.“ Foto: ATP
AUTOCAD Magazin: Welche Gesichtspunkte zeichnen für Sie eine BIM-Lösung aus?
Dr.-Ing. Gerd Maurer: Der Nutzen für den Bauherren und die damit verbundene Effizienzsteigerung steht bei uns grundsätzlich im Vordergrund. Ein digitales Gebäudemodell (BIM) ermöglicht eine wirklich integrale Planung der Architektur, der Tragwerksplanung und der Technischen Gebäudeausrüstung und bindet dabei unter anderem auch die Bereiche der AVA, der Bauphysik und nicht zuletzt auch der Maschinen- und Anlagentechnik mit ein.
Dem Bauherrn kann bereits in frühen Phasen ein räumlicher Eindruck seines Bauprojekts verschafft werden; Planungskollisionen werden rechtzeitig erkannt und von vornherein vermieden; Kostenschätzungen und -berechnungen können aufgrund der detaillierten Bauteilinformationen im Gebäudemodell mit einer noch höheren Genauigkeit aufgestellt werden.
Insgesamt verschaffen wir dem Bauherrn mit dem BIM-Modell eine sicherere Basis für Planungsentscheidungen, und dies zu einem früheren Zeitpunkt.
AUTOCAD Magazin: Können Sie uns, bitte, ein Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von BIM-Lösungen nennen?
Dr.-Ing. Gerd Maurer: Sämtliche Projekte werden bei uns mittels BIM geplant. Derzeit befinden wir uns beispielsweise in der Ausführungsplanung eines gestalterisch anspruchsvollen und innovativen Verbrauchermarktes. Sämtliche Gebäudeinformationen sind im digitalen Gebäudemodell für das gesamtplanerische Team aus Architekten, Tragwerksplanern und Haustechnikingenieuren jederzeit abrufbar. Dies unterstützt den bei uns vorhandenen simultanen Planungsablauf von Architektur, Tragwerk und Gebäudetechnik terminlich und qualitativ. Auch die erforderlichen Angaben für die Ausschreibungen werden direkt aus dem BIM-Modell abgeleitet. Für uns ist die BIM-Lösung somit ein unverzichtbares Werkzeug für die integrale Gesamtplanung.
AUTOCAD Magazin: Einige Großprojekte wie die Elbphilharmonie in Hamburg stehen derzeit in der Kritik, weil sie spektakulär den Kostenrahmen sprengen oder schon längst hätten fertig sein müssen, trotz der Möglichkeiten des BIM. Welche Gründe hat das Ihrer Meinung nach?
Dr.-Ing. Gerd Maurer: Es ist gerade umgekehrt. Viele Großprojekte, die aus dem Ruder laufen, sind meist noch ohne BIM-Modell geplant. Hier zeigen sich die Probleme und Kollisionen erst bei der Ausführung. Oft wird nachträglich noch versucht, ein BIM-Modell zu erstellen, um zu retten, was zu retten ist, wenn Kostenbudgets und Termine überschritten sind. Dies ist jedoch nicht wirklich zielführend.
AUTOCAD Magazin: Wie wird sich die Arbeit der Architekten in den kommenden Jahren durch BIM ändern?
Dr.-Ing. Gerd Maurer: Der Planungsablauf und insbesondere die Zusammenarbeit der Planungsdisziplinen, die ja vom Architekten koordiniert und integriert werden muss, werden mittels einer durchdachten und strukturierten BIM-Lösung wesentlich unterstützt. Natürlich muss man ein komplexes digitales Gebäudemodell auch beherrschen, um den Nutzen für den Bauherrn und die möglichen Effizienzsteigerungen auch zu mobilisieren. Wir nennen dies „BIM-Management“ und zählen es mit zu den Kernkompetenzen, die im Projektteam durch einen speziell hierzu ausgebildeten Mitarbeiter als Modellverantwortlichen abgedeckt werden. Die kreative Projektarbeit aller Planungsdisziplinen kann auf dieser Grundlage zielorientiert aufbauen.
In Teil 2 unserer Serie: Christian Weiss, Manager EMEA Field Marketing AEC/ENI bei Autodesk.
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