23.01.2021 – Kategorie: Maschinenbau

Optimierte Energieführungsketten schützen vor Schaden durch Sägemehl und Co.

Sägemehl

Wo gehobelt wird, fallen Späne – und wo gesägt wird, nicht nur die. Sägespäne, Sägemehl und andere Abfälle können hoch produktive Maschinen und Anlagen für die holzverarbeitende Industrie mal ganz schnell lahmlegen. Trotz ausgeklügelter Absaugvorrichtungen. Damit es dazu nicht mehr kommt, setzt die Anthon GmbH aus Flensburg Energieführungsketten von igus ein. Doch es gibt noch weitere Gründe dafür.

Schleswig-Holstein, das ebenso sonnenbeschienene wie sturmumtoste Land zwischen Nord- und Ostsee, geprägt von Ackerbau und Viehzucht, von der Seefahrt und dem Tourismus. Soweit das Klischee. Dabei gibt es beispielsweise im Landkreis Schleswig-Flensburg mehr als 2.840 produzierende mittelständische Unternehmen. Allein in Flensburg, der nördlichsten Stadt Schleswig-Holsteins, sind es knapp 390. Eines davon ist die Anthon GmbH, die mit mehr als 160 Mitarbeitern im Jahr etwa 35 Millionen Euro umsetzt und wo eine große Menge Sägemehl anfällt.

Mehr als nur Sägemehl und Späne: Die holzverarbeitende Industrie

Gegründet 1865 von den Gebrüdern Anthon als mechanische Werkstatt, hat sich das Unternehmen über verschiedene Zwischenschritte zu einem weltweit anerkannten Maschinen- und Anlagenbauer für die – im weitesten Sinne – Möbel-, Bau- und holzbearbeitende Industrie entwickelt. Die Liste der Kunden, die Schleifmaschinen, Sägeanlagen unterschiedlicher Technologien, Logistik- und Peripheriesysteme sowie Verpackungsanlagen von Anthon betreiben, liest sich wie das internationale „Who is who“ der Hersteller von Möbeln und Möbelplatten. Von Parkett und Laminaten, von Bau- und Kunststoffplatten, Isolierstoffen und so weiter. Dazu kommen professionelle Küfer beziehungsweise Böttcher sowie namhafte Brauereien, Winzer und Destillerien, für die Anthon Fassmaschinen baut.

Der Renner des Unternehmens jedoch sind Durchlaufsägen. Sie sind es wieder, muss man sagen, denn diese Maschinen hatten ihre erste Blütezeit in den 1970er Jahren. Die neue Sägen-Generation mit den Baureihen PVL, PVQ und PVT ist von Anthon konzeptionell und technologisch nachhaltig verbessert worden, was ihrer Flexibilität, ihrem Durchsatz und nicht zuletzt ihrem erweiterten Einsatzspektrum zugutekommt. Im Durchlaufverfahren lassen sich beispielsweise Span-, Sperrholz-, Waben-, Faser- und MDF-Platten mit unterschiedlichen Beschichtungen sowie solche aus Beton verarbeiten. Und das heißt nicht nur sägen. Die Schnittkanten werden gleich mit besäumt.

Durchlaufsägen sind ausfallsicher, schnell und leicht

„Ausschlaggebend für dieses neue Maschinenkonzept“, erklärt Hans-Jürgen Ziebell, seit gut 40 Jahren Konstrukteur bei Anthon, „waren die Anforderungen unserer Kunden aus der Platten-, Baustoff- und Möbelindustrie, denn die wiederum wollen den Wünschen ihrer Kunden bestmöglich nachkommen. Das heißt nichts anderes, als dass unsere Kunden sämtliche Elemente für ihre Produkte sowohl 24/7 in Großserien fertigen wollen, als auch in kleinen und Kleinstserien ab Losgröße eins. Deshalb müssen unsere Durchlaufsägen ebenso hochgradig verfügbar und ausfallsicher wie schnell und leicht umrüstbar sein.“

Sägemehl
Zwei Energieführungen der Serie 4240AX für zwei Sägeaggregate. Bis zu neun solcher Aggregate kann Anthon in seine Durchlaufsägen integrieren. Bild: igus GmbH

Diesen Spagat hat Anthon geschafft: Bis zu neun automatisch und schnell verstellbare Sägeaggregate können in eine Durchlaufsäge integriert werden. Das steht für hohe Fertigungsflexibilität. Und was die Produktivität anbelangt: Die Vorschubgeschwindigkeit, mit der die Platten die Säge durchlaufen, beträgt bis zu 100 Meter pro Minute. So sind im Dreischichtbetrieb – je nach Schnittplan und Plattenstärke – Aufteilleistungen bis zu 4.000 Kubikmeter pro Tag möglich. Das alles natürlich nur, wenn auch das „davor“ und das „danach“ in Form von Logistik-, Handhabungs- und Peripheriesystemen stimmt.

Energieführungssysteme (und damit auch jene vom Typ 14240 zur Versorgung der Sägeaggregate mit Energie, Medien und Steuerungssignalen) bezieht Anthon seit mehr als 20 Jahren von der igus GmbH aus Köln. Aus guten Gründen, wie Konstrukteur Ziebell bestätigt: „Beratung, Produktqualität, Lieferzeiten, Preis und Service entsprechen absolut unseren Erwartungen. Außerdem unterhält igus national wie international ein großes Netzwerk an regionalen Büros, Vertriebsniederlassungen und -partnern. Damit haben wir zum einen im igus Vertriebsbüro Lüneburg einen profunden Ansprechpartner und müssen uns nicht von Pontius zu Pilatus durchtanken, wenn wir Fragen oder Sonderwünsche haben oder wenn wir Unterstützung brauchen, um die eine oder andere konstruktive oder anschlusstechnische Aufgabe zu lösen. Zum anderen ist das für uns und unsere Kunden in einem möglichen Servicefall von entscheidender Bedeutung.“

Sägemehl, Späne und Co.: Feine Ursachen, große Wirkung

Ein solcher deutete sich vor etwa fünf Jahren tatsächlich an. Markus Böhm, der als Technischer Verkaufsberater für E-Kettensysteme vom Vertriebsbüro Lüneburg aus igus Kunden in Schleswig-Holstein und Niedersachsen betreut, erklärt: „Trotz optimaler Absaugvorrichtungen können sich durchaus auf und in den Anschlägen von Kettengliedern Sägespäne, Sägemehl, Fasern, Folienpartikel und andere Abfallstoffe ablagern. Genau ein solches Gemenge hatte bei einem Kunden von Anthon die Energieführungsketten an den Sägeaggregaten offensichtlich zugesetzt. Die E-Ketten sind in ihren Biege- und Umlenkpunkten immer unbeweglicher geworden und haben sich regelrecht aufgestellt. So etwas beziehungsweise Vergleichbares hatten wir bei Anthon bislang noch nie erlebt.“

Es bestand die Gefahr, dass die Sägeaggregate mit ihren derart aufgestellten Energieführungen kollidieren und sie aufreißen könnten. Wären dabei auch noch die Versorgungs- und Steuerleitungen in Mitleidenschaft gezogen worden, dann hätte das unweigerlich den Ausfall der Sägeaggregate und damit Maschinen-Stillstand bedeutet.

„Für uns war das ein absolutes Novum“, versichert Hans-Jürgen Ziebell. „Weltweit arbeiten hunderte Durchlaufsägen, die mit solchen Energieführungsketten vom Typ 14240 von igus ausgestattet sind, ohne jedwede Beanstandungen.“ Trotzdem – derart alarmiert, wandten sich der Konstrukteur und seine Kollegen an igus.

Ein Expertenteam von igus machte sich vor Ort ein Bild von der Problematik. Dabei zeigte sich, dass auf der Durchlaufsäge ein neuartiges Plattenmaterial in großen Mengen zerteilt worden ist. Offenbar war die Zusammensetzung der entstehenden Sägeabfälle wie Sägemehl die Ursache dafür, dass sich die E-Ketten zugesetzt und aufgestellt hatten. Also wurde an der Durchlaufsäge des Anthon-Kunden zunächst eine Energiekette mit geringerem Biegeradius installiert – als Zwischenlösung, damit die Produktion weiterlaufen konnte.

Sägemehl
Bei den E-Ketten der Serie 4240AX verhindern außen liegende Anschläge, dass sich Späne, Stäube, Sägemehl und ähnliches auf ihnen ablagern, sodass sich die Kette nicht mehr aufstellt. Das prädestiniert sie für den Einsatz in allen Applikationen, in denen viel Staub und feine Partikel anfallen. Bild: igus GmbH

In einem zweiten Schritt wurde bei igus innerhalb weniger Wochen eine in diesem Abmessungsspektrum neue E-Kette konstruiert und eigens ein Spritzgusswerkzeug dafür gebaut: die Serie 4240AX. Deren Besonderheiten schildert igus-Verkaufsberater Markus Böhm: „Bei der 4240AX liegen die Anschläge außen. Dies verhindert, dass sich Späne, Stäube, Sägemehl und ähnliches auf ihnen ablagern, sodass sich die Kette nicht mehr aufstellt. Die Kette baut mit einem Biegeradius von etwa 200 Millimetern relativ klein. Das wiederum ermöglicht es Konstrukteuren, Maschinen kompakter zu bauen. Wir empfehlen sie für Applikationen, in denen viel Staub und feine Partikel anfallen, wie eben in der holzbe- und -verarbeitenden Industrie, im Bergbau, in Kohlekraftwerken und ähnlichen Anwendungen und Branchen. Und dort ist sie auch bereits bestens etabliert.“

Mit einer inneren Höhe und Breite von 62 x 125 Millimetern reicht der Bauraum, um alle nötigen Versorgungs-, Steuer- und Datenleitungen aufzunehmen. Wie die Kette damit belegt wird, entscheidet der Anwender, wobei igus für die Innenaufteilung verschiedene bewährte Standard- und optionale Varianten vorschlägt. Die Kette ist sehr montagefreundlich; ihre Stege lassen sich für die Konfektionierung mit einem Schraubendreher leicht öffnen.

Gewinner auf allen Seiten

Hans-Jürgen Ziebell bestätigt: „Mit dem Standardkettensystem 4240AX sind wir nun wirklich auf der sicheren Seite und setzen diese E-Ketten in allen Durchlaufsägen ein. Doch nicht allein deshalb ist die Zusammenarbeit mit igus für uns und damit auch für unsere Kunden ein echter Gewinn.“ Positiv fällt auch das Urteil von Markus Böhm aus: „Die Projektteams von Anthon, mit denen ich bisher zusammengearbeitet habe, agieren im Sinne ihrer Kunden absolut professionell. Mit ihnen macht es Freude, zu arbeiten. Über die Jahre hinweg ist das Unternehmen auch zu einem sehr wichtigen Referenzkunden geworden, mit dem zusammen wir neu- oder weiterentwickelte e-kettensysteme und Leitungen testen können.“

Sägemehl
Die E-Kette 4240AX baut mit einem Biegeradius von etwa 200 Millimetern relativ klein. Das wiederum ermöglicht es Konstrukteuren, Maschinen kompakter zu bauen. Bild: igus GmbH

Mittlerweile liefert igus pro Jahr etwa 1.000 Meter Energieführungsketten sowie verschiedene – teilweise vorkonfektionierte – Leitungen und Schläuche für hochdynamische Anwendungen an Anthon. Die Möglichkeit, komplett vorkonfektionierte und damit anschlussfertige Readychain-Energieführungen von igus zu beziehen, möchte Ziebell für die Zukunft nicht ausschließen. Sie seien eine Option für die eine oder andere Standardanwendung.

Von Jörg Otterbach.

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