02.11.2021 – Kategorie: Architektur & Bau
Das sind die BIM-Trends in der Gebäudetechnik
Die BIM-Methode hat sich in der Baubranche etabliert. Doch es gibt auch Stolperfallen, die bei ihrer Einführung lauern.
Wie sich die BIM-basierte Planung optimal umsetzen lässt und was die BIM-Trends in der Gebäudetechnik sind, erläutert Rolf Schulte, Vertical Market Manager Building Technologies bei Eplan.
BIM-Trends: Kommunikation ist das A und O
Building Information Modeling (BIM) wird derzeit viel diskutiert – was bedeutet BIM aus Ihrer Sicht?
Schulte: Building Information Modeling (BIM) ist ein integrierter modellbasierter Prozess in der Planung von Gebäuden und Bauwerken. Dabei steht das gewerkeübergreifende 3D-Gebäudemodell als Informationsquelle im Zentrum und wird mit Daten (das „I“ steht ja für Information) innerhalb des Projektverlaufs kontinuierlich angereichert. BIM bedeutet für mich auch Zusammenarbeit und Kommunikation. Dafür muss eine gemeinsame Technologie und Datenstruktur definiert sein, um eine möglichst enge Integration in vorhandene Planungssoftware und Prozesse zu schaffen. Nur so können Planer gemeinsam an BIM-Projekten arbeiten und diese erfolgreich realisieren.
Wo sehen Sie den größten Mehrwert bei der Anwendung der BIM-Methode in der Gebäudetechnik, was sind die BIM-Trends?
Schulte: Kollisionsprüfungen zwischen architekturspezifischen, tragenden und den technischen TGA- Elementen helfen dabei, unliebsame Überraschungen auf der Baustelle zu vermeiden. Dabei werden die Bauteile aus der Gebäudetechnik wie auch aus anderen Disziplinen in Abhängigkeit der Leistungsphasen eingepflegt. So lässt sich zu jedem Zeitpunkt des Projektlebenszyklus ein genauer Status quo ermitteln.
Alles auf einen Blick
Was enthält ein BIM-Modell im Hinblick auf die Elektrotechnik?
Schulte: Zum einen die klassische Installationstechnik – das heißt Schalter, Steckdosen oder Verlegesysteme nebst den Trassen und notwendigen Aussparungen. Aber auch Informationen für die Gebäudeautomatisierung werden eingebracht. Alles kann anschließend ganzheitlich ausgewertet, analysiert und weiteren Softwareprogrammen zugänglich gemacht werden. Nehmen wir beispielsweise ein 3D-BIM-Modell für den Bereich der Gebäudetechnik, das mit Autodesk Revit modelliert wurde.
Dann befinden sich innerhalb des Modells das Heizungs- oder Lüftungssystem mit seinen unterschiedlichen Komponenten (in Revit ‚Familien‘ genannt) wie Pumpen oder Brandschutzklappen. Diese Familien können mit beliebigen herstellerneutralen oder herstellerbezogenen Parametern versehen werden – beispielsweise Stromkreis, Leistung, Anschlussmöglichkeiten, Datenpunkte usw. All diese Informationen lassen sich dann im Modell oder in nachgelagerten Softwaresystemen zum Beispiel für Berechnungen verwenden. Und – die Berechnungsergebnisse fließen dann wieder ins BIM-Modell zurück.
Gegenüber der BIM Methode besteht vielfach eine Skepsis, dass zu viele Parameter in einer viel zu frühen Leistungsphase eingegeben werden müssen. Wie ist Ihre Meinung?
Schulte: Das ist ein sehr guter Punkt, und offen gesagt, ist die Skepsis auch nicht unbegründet. Es kommt aber auf den Prozess an, wie man mit der Anreicherung der Informationen in einem BIM-Modell umgeht. Betrachten wir einmal den Prozess der TGA-Fachplaner: Innerhalb der BIM-Lösung sind zahlreiche Funktionen und herstellerneutrale Komponenten (Familien) für die Gewerke Heizung, Lüftung, Klima, Sanitär und Elektro vorhanden. Diese Komponenten werden in einer frühen Planungsphase verwendet. Je weiter das Projekt fortschreitet, werden weitere Informationen einzeln oder über eine Massenänderung in Abhängigkeit zur Leistungsphase den Bauteilen hinzugefügt. Dabei helfen Tools oder Apps innerhalb der BIM-Lösung, um mittels einer hinterlegten Datenbank die Parameter in den Projekten intuitiv und komfortabel zu administrieren.
Bedeutet das, dass die Informationen über Parameter dann HOAI-konform dem Modell hinzugeführt werden?
Schulte: Ja, das kann man so sagen. Die Informationen werden dann angereichert, wenn sie in der Leistungsphase und Detailierung erbracht werden sollen.
BIM-Trends: Dokumentationen
In der Gebäudetechnik gibt es zahlreiche Dokumentationen: Grundrisspläne, Heizleistungsberechnung, ENEV, Schemapläne wie auch Schaltpläne für die Elektroinstallation. Wo fängt BIM an und wo hört BIM auf?
Schulte: Das ist eine gute Frage. Meines Wissens gibt es derzeit keine klare Definition. BIM beschreibt ja eine Methode der Zusammenarbeit. Und wenn heute klassisch von BIM gesprochen wird, dann vorrangig im Kontext eines 3D Modells – sei es vom Hochbau, der Gebäudetechnik oder aus der Statik. Das 3D-Modell ist also die Single Source of Truth. Was aber nicht heißt, dass auch alle Informationen im Modell generiert werden müssen. Beispielsweise liefert das BIM-Modell durch seine Struktur und Räume Informationen zur Berechnung der Heizlast. Die Berechnung führt der Planer aber nicht im Modell durch, sondern in einem dafür vorgesehenen Programm. Allerdings werden die berechneten Werte wieder ans Modell zurückgegeben. Das gleiche gilt für die Heizrohrberechnung, Volumenstrom und anderes. Jede Software hat ihren speziellen Einsatzbereich. Es gilt: Je besser diese mit dem 3D-Modell kommuniziert, umso besser ist die Effizienz im Workflow.
Heißt das also, das BIM als Enabler fungiert, um unterschiedliche Lösungen für individuelle Anforderungen bestmöglich zu verbinden?
Schulte: Genau. Es ist unmöglich, dass eine Lösung alle Anforderungen bedienen kann. Aber es braucht die entsprechenden Verbindungen, die Eplan mit seiner Plattform vorhält.
Und wie ist dann konkret die Verbindung zu den Eplan-Lösungen in Sachen BIM-Trends?
Schulte: Das BIM-Modell enthält wertvolle Informationen über die Struktur der Liegenschaft samt Gebäude sowie beispielsweise über das gesamte zusammenhängende Heizungssystem – vom Kessel bis zum Heizkörper. Diese Informationen nutzt Eplan für die Abbildung der Struktur und für die Bereitstellung der Bauteile. Anschließend stellen wir die Parameter mit dem BIM-Modell in Beziehung. Ändert sich etwas an der Struktur des BIM-Modells oder werden Bauteile im System ergänzt, werden diese durch einen Datenabgleich sichtbar. Der Planer kann dann entscheiden, wie sich diese Veränderungen innerhalb der Eplan-Plattform auswirken soll. Weiterhin können natürlich auch Daten, die in der Eplan-Plattform angereichert wurden, wieder in das BIM-Modell zurückgeschrieben werden.
Das hört sich nach Kooperation und Kollaboration im Bereich BIM an…
Schulte: Genau. Für uns ist es wichtig, Kooperationen zu leben und BIM-Trends fortzuführen. Wir sind Experten für die Erstellung von Schemata für die Gebäudeautomation, die Schaltplanerstellung und den Schaltschrankbau. Andere sind Experten für das BIM-Modell. Gemeinsam bündeln wir unsere Kompetenzen und bieten dadurch Unternehmen den bestmöglichen Nutzen für höchst effiziente Prozesse.
Vielen Dank für das Gespräch, Herr Schulte.
Das Interview führte Birgit Hagelschuer.
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