26.01.2021 – Kategorie: Konstruktion & Engineering

Die AutoCAD-Expertenrunde: 5 Tipps und Tricks

ExpertenrundeQuelle: microstock3D/shutterstock

Die AutoCAD-Expertenrunde mit 5 ausgewählten Leseranfragen und wertvollen Tipps und Tricks rund um AutoCAD.

Alle Tipps der Expertenrunde sollen zum selbstverständlichen Umgang mit AutoCAD und seinen vertikalen Lösungen animieren, ihn vor allem erleichtern. Aus den vielen Leseranfragen haben wir die zur Veröffentlichung ausgewählt, die allen Anwendern auch einen praktischen Nutzen ­versprechen. Die Fragen beantwortet unser Experte Wilfried Nelkel.

AutoCAD-Expertenrunde Tipp 1: VB-Script nutzen

Wir arbeiten mit AutoCAD Architecture 2019 und möchten unsere Bürogebäude mit Möbeln ausstatten, die wir auswerten können. Es gibt sie in fünf verschiedenen Farbvariationen, die je nach Abmessungen aus einer Liste ersichtlich sind. Da wir hier nicht den Namen der Farbe verwenden wollen, sollen die Farben durch Zahlen ersetzt werden: Weiß = 1, Hellgrau = 2, Buche = 3, Blau = 4 und alle sonstigen = 5. Dabei ist uns wichtig:

  • welches Möbelstück sich in welchem Raum befindet;
  • um welchen Raum es sich handelt;
  • jede Farbe soll sich über einen Klartext in den erweiterten Daten der Eigenschaftenpalette auswählen lassen und gegebenenfalls für mehrere Möbel gleichzeitig zuzuweisen sein;
  • die Farbe, die im Klartext ausgewählt wird, soll in eine bestimmte Nummer umgewandelt werden (Bild 1).
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Bild 1: Aufstellung der diversen Möbel mit Nummernangabe.

Das bedeutet: Der Block mit dem Namen 01.01 hat die Abmessungen 120 x 80 cm und ist ein Schreibtisch. Der Block mit dem Namen 03.02 ist 100 x 40 x 50 cm groß. Hat also der Schrank 03.02 die Farbe Blau, dann soll die Nummer 03.02.4 lauten.

Unser Experte: Diese Aufgabenstellung ist nicht so einfach, aber machbar. Zunächst benötigen Sie, um entsprechende Eigenschaftssatzdefinitionen anzuhängen, keine Blöcke, sondern MV-Blöcke. Erzeugen Sie sich für jede Möbelvariante (nicht Farbvariante!) einen MV-Block, den Sie so benennen, wie in der Liste angegeben, also „01.02.“ usw.

Zunächst startet man den Stil-Manager über die Registerkarte „Verwalten“. Navigieren Sie zu den Mehrzweckobjekten und erzeugen Sie sich eine neue Listendefinition, die Sie „Möbel_Farbe“ nennen. Nun arbeiten Sie die Registerkarten auf der rechten Seite des Stilmanagers ab. Bei „Gilt für“ haken Sie bitte die Optionen an, dass diese Listendefinition für „Manuelle Eigenschaftendefinitionen“ gilt. Auf der Registerkarte „Elemente“ fügen Sie jetzt die verschiedenen Farb-Variationen hinzu, anschließend unten rechts auf „Anwenden“ klicken.

Im nächsten Schritt erzeugen Sie sich eine Eigenschaftssatz-Definition mit dem Namen „Möbel“. Auf der Registerkarte „Gilt für“ wählen Sie bitte „Objekte“ und hier „MV-Blockreferenz“ aus. Das bedeutet, dass diese Definition für alle Objekte gelten kann, die MV-Blöcke sind. Das ist wichtig, da es ja unterschiedliche MV-Blöcke gibt, die alle die gleiche Eigenschaftssatz-Definition erhalten sollen.

Nun wechseln Sie zur Registerkarte „Definition“. Hier wählen Sie als automatische Eigenschaft den Namen des MV-Blocks aus, der in der Eigenschaftenpalette mit 01.01 usw. angezeigt wird und dem Namen der MV-Blockdefinion entspricht. Zudem eine manuelle Eigenschaft mit dem Namen „Farbe_Möbel“, die man als Quelle einer Listendefiniton „Möbel_Farbe“ verwendet. Abschließend geben Sie dieser Definition eine Positionseigenschaft, die letztlich den Raumnamen abgreift (Bild 2).

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Bild 2: Eigenschaften auf der Registerkarte „Definition“.

Nun kommt VB-Script ins Spiel. Die Farbnamen, die in der Liste ausgewählt werden, sollen ja nun in Zahlen umgewandelt werden. Hierzu verwendet man eine Definition für die Formeleigenschaften, hier „Farbnummer“ genannt (Bild 3).

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Bild 3: Code für die Eigenschaft „Farbnummer“.

Um aus dem Klartext der Möbelfarbe eine Zahl zu erzeugen, muss man diese letztlich in der Formeleigenschaftsdefinition „Möbelnummer“ mit dem Namen des MV-Blocks kombinieren, so dass die Möbelnummer dann zum Beispiel 01.01.2 ergibt, sofern die entsprechende Farbe Hellgrau ist. Hier ist es zunächst wichtig, dass die in Grau hinterlegten Werte der Formel mit einem Doppelklick ins Formelfeld übergeben werden. Sie schreiben also IF „ nun einen Doppelklick auf die Eigenschaftsdefinition „Farbe_Möbel“ „ = „weiß“ THEN … Sollten Sie „Farbe_Möbel“ per Hand eintragen, so funktioniert es nicht. Wichtig: immer einen Doppelklick auf die jeweils gewünschte Definition ausführen!

Die Formeleigenschaftsdefiniton „Möbelnummer“ erzeugen Sie, indem Sie die Definiton „Name“ (Name des MV-Blocks) und die Farbnummer, die über das VB-Script erzeugt wurde, kombinieren und mit einem Punkt trennen. Sie können diese Daten dann problemlos in einer Bauteiltabelle auswerten und etwa nach Excel exportieren (Bild 4).

Farbnummer
Bild 4: Code für die Eigenschaft „Farbnummer“.

Tipp 2: Schraffuren sind unsichtbar

Ich arbeite aktuell mit AutoCAD 2020. Normalerweise kann ich ohne Probleme Schraffuren in meiner Zeichnung erzeugen. Bei einer einzigen Datei gelingt mir das jedoch nicht. Obwohl AutoCAD keinerlei Fehlermeldung bringt, dass die Schraffur nicht erstellt werden konnte, kann ich sie auf dem Bildschirm nicht sehen.

Unser Experte: Das Problem liegt in Ihrer Zeichnung. Die Systemvariable FILLMODE steuert, ob Flächenfüllungen angezeigt werden oder nicht. Sie müssen den Wert von FILLMODE auf 1 stellen, um die Füllungen sehen. Alternativ können Sie auch über das Menü Extras ->

Optionen -> Registerkarte „Anzeige“ das Häkchen bei „Flächenfüllung anwenden“ aktivieren. Nach Veränderung dieses Parameters, der in der Zeichnung abgespeichert wird, ist eine Regenerierung erforderlich, um die Änderungen anzuwenden. Am DWG-Symbol vor der entsprechenden Linie erkennen Sie in den Optionen auch die Systemvariablen, die in der aktuellen Zeichnung gespeichert werden. Alle anderen Werte werden in der Registry (also im Benutzerprofil) abgespeichert (Bild 5).

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Bild 5: Systemvariable FILLMODE über die Optionen einstellen.

AutoCAD-Expertenrunde Tipp 3: Schriften in Linienobjekte umwandeln

Ich möchte meine Schriften in einzelne Striche verwandeln, um über einen Schneideplotter und ein spezielles Cut-Programm diese Schriften auszugeben. Leider kann ich dort aber keine DWG-Dateien öffnen oder importieren. Auch beim Import als DXF-Datei habe ich Probleme mit den Schriften. Ich arbeite aktuell mit AutoCAD 2020. In AutoCAD 2009 war es so eingestellt, dass ich in eine DXB-Datei plotten konnte. Gibt es diese Möglichkeit in AutoCAD 2020 nicht mehr?

Unser Experte: Um Text in Linienobjekte umzuwandeln, müssen Sie die Datei wie von Ihnen bereits angesprochen, als DXB-Datei plotten. Diese PC3-Datei (Plotter) ist jedoch nach der Installation von AutoCAD nicht standardmäßig vorhanden. Öffnen Sie einfach den „AutoCAD-Plot-Manager“, den Sie in der Systemsteuerung finden, und konfigurieren Sie einen Systemdrucker. Anschließend wählen Sie AutoCAD-DXB-Datei. Erstellen Sie diese, indem Sie die Zeichnung plotten und den soeben konfigurierten DXB-Plotter auswählen.

Sobald Sie dann die DXB-Datei erstellt haben, können Sie sie über den Befehl „DXBIN“ in eine Zeichnung einfügen. Der Text wird hierbei in Linienobjekte aufgelöst. Zuverlässig funktioniert das jedoch nur bei so genannten SHX-Schriften. Bei True-Type-Fonts wird auch die Flächenfüllung des Texts in eng aneinander liegende Linien ausgegeben. Um dies zu vermeiden und letztlich nur die Umrisse der Schrift in die DXB-Datei zu exportieren, verändern Sie den Wert der Systemvariablen TEXTFILL auf 0.

Die Konturen können Sie dann am einfachsten mit dem Befehl „VERBINDEN“ in zusammenhängende Polylinienobjekte umwandeln und bei Bedarf weiterbearbeiten. Über diese Vorgehensweise haben Sie auch die Möglichkeit, die Schriften mittels Extrusion als 3D-Objekte zu erzeugen und diese beispielsweise in Renderings zu verwenden.

Tipp 4: Objekte versetzen

Wir arbeiten in der Schaltschrankplanung und zeichnen überwiegend parallel verlaufende Linien/Polylinien, aktuell mit AutoCAD 2021. Gibt es eine Möglichkeit, Objekte die zum Beispiel auf dem Layer Nullleiter liegen, parallel zu kopieren und sie gleichzeitig beim Versetzen auf einen anderen Layer zu legen?

Unser Experte: Diese Option gibt es seit einigen AutoCAD-Versionen direkt im Befehl „VERSETZEN“ (englisch _offset). Sobald Sie ihn starten, zeigt AutoCAD Ihnen zunächst die aktuellen Einstellungen an. In unserem Beispiel „Aktuelle Einstellungen: Quelle löschen=Nein Layer=Aktuell OFFSETGAPTYPE=0“. Diese Anzeige, die unmittelbar nach dem Starten des Versetzen-Befehls erscheint, bedeutet, dass das Objekt, das man angeklickt hat, „nicht“ gelöscht wird. Die Layer-Einstellung ist auf aktuell. Dies sagt aus, dass das versetzte Objekt automatisch auf den aktuellen Layer versetzt wird.

Im Bild sieht man, dass dort auf eine blaue Polylinie geklickt wird. Aktueller Layer ist in diesem Beispiel „Erde“. Dieser Layer ist gelb. Sobald ich also die blaue Polylinie anklicke, die auf dem Layer „Nullleiter“ liegt, wird das versetzte Objekt auf den Layer „Erde“ versetzt. Die Anzeige „OFFSETGAPTYPE = 0“ bezieht sich auf den Versatz von Polylinien, wenn beim Versetzen der einzelnen Segmente eine Lücke entstanden ist. Probieren Sie einfach mal die verschiedenen Optionen von OFFSETGAPTYPE aus, um die Unterschiede festzustellen:

  • 0 bedeutet: dehnt Liniensegmente zu ihren projizierten Schnittpunkten aus
  • 1 bedeutet: rundet Liniensegmente an ihren projizierten Schnittpunkten ab; der Radius der einzelnen Bogensegmente entspricht dem Versatzabstand
  • 2 bedeutet: fast Liniensegmente an ihren projizierten Schnittpunkten; der lotrechte Abstand der einzelnen Fasen zu den entsprechenden Scheitelpunkten auf dem Originalobjekt entspricht dem Versatzabstand (Bild 6).
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Bild 6: Versetzen einer Polylinie mit Ziellayer = aktueller Layer.

AutoCAD-Expertenrunde Tipp 5: Andere Plotfarben in Ansichtsfenster

Wir arbeiten mit AutoCAD 2020 im Bereich der Haustechnik und bekommen von Architekten DWG-Dateien zur Verfügung gestellt. In diesen Zeichnungen, die wir als XRefs hinterlegen, zeichnen wir unsere Haustechnik (Sanitär, Lüftung usw.) ein. Hierzu zeichnen wir also nicht in den Architektenplänen, sondern unsere Objekte sozusagen darüber.

Nun möchten wir einen Plan auf einem einzigen Layout einmal ohne Haustechnik darstellen und in einem anderen Ansichtsfenster mit Haustechnik. Im Ansichtsfenster mit Haustechnik soll jedoch der Architektenplan in einem leichten Grau dargestellt werden, damit unsere Konstruktionen deutlich angezeigt werden. Die Ansicht der externen Referenz können wir durch Veränderung der Systemvariablen XDWGFADECTL einstellen. Dies würde uns schon fast genügen, wobei hier zum Beispiel rote Objekte des Architekten zwar noch immer rot dargestellt werden, jedoch etwas ausgeblendet erscheinen.

Ist es möglich, in einem Ansichtsfenster den Architektenplan „farbig“ zu plotten und in einem anderen Ansichtsfenster den Plan komplett in einer grauen Farbe auszugeben?

Unser Experte: Grundsätzlich schon, ein Problem tritt jedoch auf, wenn der Architekt seine Objekte nicht mit der Farbeinstellung „VonLayer“ gezeichnet hat. Folgenden Hintergrund müssen Sie hierfür wissen: Seit einiger Zeit ist es in AutoCAD nicht nur möglich, die Layer einzelner Ansichtsfenster zu frieren (also Befehl „AFLAYER“) sondern auch für einzelne Ansichtsfenster die Eigenschaften von Layer zu verändern. Dies betrifft die Farbe, den Linientyp, die Linienstärke sowie die Transparenz. Das heißt, sie können nun neben dem Frieren einzelner Layer in einem Ansichtsfenster auch die Ansichtsfensterfarbe, den Ansichtsfensterlinientyp, die Ansichtsfensterlinienstärke sowie die Ansichtsfenstertransparenz einstellen.

Dies gilt jedoch nur dann, wenn die Objekte mit den Eigenschaften „VonLayer“ erzeugt wurden. Mal angenommen, der Architekt hat einer roten Linie die Objektfarbe „Rot“ zugewiesen, so kommen Sie mit diesem Verfahren nicht weiter. Es gibt jedoch einen Trick, wie Sie von allen Objekten des Architektenplans die Eigenschaften auf „VonLayer“ konvertieren können.

Zu diesem Zweck öffnen Sie die Architektenzeichnung direkt in AutoCAD. Starten Sie das Layerkonvertierungsprogramm, das sich in der Ribbonleiste „Verwalten“ befindet. Alternativ tippen Sie den Befehl „LAYTRANS“ in der Befehlszeile ein. Es erscheint nun eine Dialogbox. Im linken oberen Bereich werden die aktuellen Layer dieser Zeichnung angezeigt. Der rechte Bereich ist zunächst leer. Nun klicken Sie rechts auf den Button „Laden“ und öffnen die Architektenzeichnung noch einmal. Klicken Sie dann auf den mittleren Button „Dasselbe map.“ Das bewirkt, dass hier keine Veränderung der Layernamen stattfindet. Nun klicken Sie auf den Button unten links „Einstellungen“.

Wie Sie auf dem Bild erkennen können, gibt es hier die Möglichkeit, sowohl die Objektfarbe, den Objektlinientyp, Objekttransparenz usw. auf „VonLayer“ umzuwandeln. So erspart man sich umfangreiche manuelle Veränderungen der einzelnen Objekte, zumal hier auch Blöcke verändert werden können.

Anschließend klicken Sie auf den Button „Konvertieren“. Zunächst werden Sie noch gefragt, ob Sie nur konvertieren möchten oder die Konvertierungseinstellungen für spätere Verwendung speichern wollen. Hier würde dann eine so genannte LAS-Datei erzeugt. Ein Klick auf „Nur Konvertieren“ genügt an dieser Stelle jedoch. Augenblicklich werden jetzt alle Objekte, die den Layerfarben entsprechen, angezeigt, und die Ansichtsfensterüberschreibung der Layereigenschaften funktioniert jetzt auch problemlos.

Noch einfacher gehts jedoch, wenn Sie der Systemvariable „XREFOVERRIDE“ den Wert 1 zuweisen. Der Vorteil an dieser Variablen ist, dass die Zeichnung, die Sie vom Architekten bekommen haben, nicht verändert wird:

  • 0 bedeutet: Sind die Eigenschaften der Objekte (wie Farbe, Linientyp, Linienstärke, Transparenz oder Plotstil) in der externen Referenzzeichnung auf VonLayer gesetzt, werden alle Änderungen an den XRef-Layer-Eigenschaften in der aktuellen Zeichnung angezeigt (älteres Verhalten).
  • 1 bedeutet: Sind die visuellen Eigenschaften der Objekte in der externen Referenzzeichnung nicht auf VonLayer gesetzt, werden Objekte auf XRef-Layern so behandelt, als wären ihre Eigenschaften auf VonLayer gesetzt, und jeder externe Referenzlayer kann über einen eigenen Satz von Überschreibungen verfügen (Bild 7).
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Bild 7: die gleiche DWG als XREF hinterlegt, links mit XREFO-VERRIDE = 1 und rechts mit 0.

Lesen Sie auch: Auf den Punkt gebracht: CAM-Expertenrunde


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