07.11.2022 – Kategorie: Hardware & IT
Digitalisierung im Bauwesen: Das sind die Trends der CAD-Softwarelösungen
Obwohl die Größe und Komplexität von Bauprojekten in den letzten 20 Jahren stark zugenommen haben, schreitet die Digitalisierung dort langsamer voran als in anderen Branchen.
DWG solutions spricht mit Rahul Kejriwal, CEO von Bricsys, über Ursachen und Hintergründe sowie Chancen für die Zukunft durch die Digitalisierung im Bauwesen.
Digitalisierung im Bauwesen: Die Entwicklung der CAD-Software
Was sind für Sie die wichtigsten Entwicklungen in den vergangenen 20 Jahren, was CAD-Softwarelösungen für die Baubranche angehen?
Rahul Kejriwal: Bauprojekte müssen heutzutage innerhalb kürzerer Fristen und oft mit größeren, multidisziplinären Teams durchgeführt werden, obwohl die Branche größer und komplexer geworden ist. Überraschenderweise hat sich die Digitalisierung in der Bauindustrie im Gegensatz zu anderen Branchen, die mit ähnlich wachsender Komplexität konfrontiert sind, aber nicht entsprechend entwickelt.
Bricsys versucht mit BricsCAD und BricsCAD BIM diese Lücke zu schließen und Innovation und Digitalisierung in der Designphase von Bauprojekten durch Automatisierung und Eliminierung sich wiederholender Aufgaben voranzutreiben. Dieser Fokus schlägt sich in all unseren Lösungen nieder.
Welchen Anteil daran würden Sie Bricsys zuschreiben?
Kejriwal: Es mag sich wie eine Marketingfloskel anhören, aber Bricsys war in den letzten Jahren besonders aktiv in Richtung künstlicher Intelligenz (KI) und maschinellem Lernen (ML) – und zwar in zweierlei Hinsicht: Diese Technologien machen bestimmte Werkzeuge in den BricsCAD-Produkten intelligenter und sparen dem Benutzer Zeit. Unsere F&E-Ingenieure trainieren ML-Modelle auf der Grundlage von CAD-Daten (DWG-Dateien) echter Benutzer, wie etwa das „Bimify“-Tool, das auf einem ML-basierten Klassifizierungsalgorithmus basiert, der geometrische 3D-Elemente als Bauelemente klassifiziert. Durch persönliche Befehlsvorschläge in den verschiedenen Eingabemethoden von BricsCAD unterstützt ML den Benutzer bei der Suche nach den richtigen Werkzeugen in der Anwendung.
Ein weiterer Bereich, in dem Bricsys die Grenzen der Innovation verschiebt, ist Scan-2-CAD und Scan-2-BIM. Ein virtuelles Bild der realen Welt kann durch Laserscanning gewonnen werden, was zu Punktwolken führt. Es wird jedoch nur dann zu einem brauchbaren virtuellen Bild, wenn es organisierte CAD-Daten im Format typischer CAD-Entity-Typen enthält, anstatt einer wilden Sammlung unklassifizierter Punkte. Das Forschungs- und Entwicklungsteam arbeitet intensiv an intelligenten, halbautomatischen Werkzeugen, mit denen sich zunächst analytische Oberflächen an Teile einer Punktwolke anpassen lassen. Danach kann man sie zu sinnvollen Körpern zusammenfügen. Im Falle eines Gebäudes werden diese Körper sozusagen umgedreht, um realistische Gebäudeelemente zu erhalten.
Aktuelle Herausforderungen meistern
Inwiefern tragen diese Technologien dazu bei, Architekten und Ingenieure bei den aktuellen Herausforderungen zu unterstützen?
Kejriwal: Die Integration dieser Technologien in die Tool-Suite von BricsCAD (BIM) bietet direkte Produktivitätsgewinne für unsere Benutzer. KI-gesteuerte Tools übernehmen repetitive Aufgaben und so gewinnen Designer (Architekten, Ingenieure, Bauunternehmer) Zeit, um sich auf die kreativen Designaspekte zu konzentrieren.
Ein Beispiel hierfür ist unser „Bimify“-Tool. Das Hinzufügen von BIM-Metainformationen ist der Schlüsselaspekt dieser BIM-Lösung von BricsCAD. Durch die Ergänzung der Geometrie mit Klassifizierungsinformationen ergeben sich viele Möglichkeiten: automatische und anpassbare Dokumentationserstellung, Mengenermittlung, Stücklisten, Kostenberechnungen. Allerdings ist zunächst die Geometrie zu klassifizieren, sonst ist das nicht möglich. Bei BricsCAD BIM steht dementsprechend die Geometrie an erster Stelle. Das bedeutet, dass Konstrukteure mit unseren direkten Modellierungswerkzeugen jede beliebige Form erstellen können, ohne sich Gedanken darüber zu machen, ob ein Objekt eine Wand oder eine tragende Säule ist. Mit dem Ansatz von „Bimify“ reicht ein einziger Klick und ein intelligenter ML-Algorithmus macht die manuelle Klassifizierung aller Objekte überflüssig. Wie immer beim Thema Automatisierung muss der Designer die Kontrolle behalten. In den letzten Jahren hat das Bricsys-Team sich darauf konzentriert, das Benutzer-Feedback und die Qualitätskontrolle für all diese intelligenten Werkzeuge zu verbessern.
Was macht Bricsys denn hier anders als andere etablierte Softwareanbieter?
Kejriwal: Viele unserer Konkurrenten haben sich im Markt so eingerichtet, dass sie es nicht für nötig halten, innovativ zu agieren. Bricsys hat einen radikal kundenzentrierten Ansatz gewählt, mit dem die Produktivität unserer Nutzer zu unserer wichtigsten Aufgabe geworden ist. Bricsys hat beispielsweise die KI-Technologie in den Mittelpunkt der Kern-Workflows gestellt, was nun zu Funktionen führt, die sich von denen in anderen CAD-Programmen abheben.
Ein wichtiges Versprechen von BIM ist die Interoperabilität. Wo sehen Sie diese in der Baubranche schon verwirklicht und wo noch nicht?
Kejriwal: Die Akzeptanz von IFC ist in den letzten Jahren stark gewachsen. Alle Softwareanbieter müssen ihren Teil dazu beitragen, IFC als Industriestandardformat für den Geometrie- und Datenaustausch zwischen BIM-Anwendungen zu ermöglichen, und Bricsys unterstützt IFC 2×3 und IFC4. Das Unternehmen ist auch ein Gründungsmitglied der Open Design Alliance.
Der andere aufkommende Trend, der die Interoperabilität verbessert, ist direkte Integration zwischen unabhängigen Softwarelösungen. BricsCAD bietet in diesem Bereich eine offene API und eine breite Palette von Partnerlösungen.
Das sind die Trends bei der Digitalisierung im Bauwesen
Welche Trends sehen Sie für das Bauwesen der Zukunft und was bedeuten diese Entwicklungen für die CAD- und BIM-Softwareanbieter?
Kejriwal: Immerhin 47 Prozent der Bauunternehmen glauben, dass ihnen die Vorfertigung einen Wettbewerbsvorteil verschafft, so der zehnte Jahresbericht von JBKnowledge zur Bautechnologie. Die Bauunternehmen werden die Off-Site-Konstruktion nutzen, um die Produktivität zu steigern und das Risiko zu verringern. Herkömmliche, universell einsetzbare BIM-Software unterstützt allerdings nicht den für Vorfertigung erforderlichen Detailgrad. BricsCAD Ultimate verbindet BIM und Fertigung zu einem reibungslosen, sich ständig weiterentwickelnden Arbeitsablauf auf einer vertrauten DWG-basierten Plattform.
Die Akzeptanz von BIM ist in der Industrie nach 35 Jahren der Implementierung immer noch schleppend, da die Unternehmen das Gefühl haben, BIM würde seine Versprechen nicht erfüllen oder dass BIM nichts für sie sei. BricsCAD BIM bietet einen alternativen Ansatz für die Digitalisierung im Bauwesen, bei dem Kunden einfach von 2D zu 3D wechseln können und KI die BIM-Dateneingabe im Backend automatisiert. BricsCAD BIM ist CAD-basiert und erweitert die Kernfunktionalität der 2D-Dokumentation von BricsCAD um 3D und BIM, wodurch sich die Barriere für CAD-Anwender, die noch nicht auf BIM umgestiegen sind, senken lässt.
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