01.09.2015 – Kategorie: Fertigung & Prototyping

Interview: Florian Bautz, German RepRap, über 3D-Druck

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Der 3D-Druck beflügelt derzeit die Fantasie. Doch ob wir dereinst wirklich in gedruckten Häusern wohnen oder mit gedruckten Flugzeugen fliegen werden oder das überhaupt wollen, ist längst noch nicht ausgemacht. Florian Bautz, Geschäftsführer der German RepRap GmbH, spricht denn auch erst einmal über die Möglichkeiten, die das additive Fertigungsverfahren heute schon bietet.

AUTOCAD Magazin: In welchen Phasen der Produktentstehung sehen Sie den größten Nutzen von additiven Fertigungsverfahren?

Florian Bautz: 3D-Druck ist in mehreren Bereichen nützlich: In der Entwurfsphase als Anschauungs- oder Funktionsmuster, im Formenbau beispielweise als Gusskern sowie in der Kleinserienfertigung. Hier wären wir dann in der Produktionsphase. Ein Nutzen liegt in der beschleunigten Produktentwicklung. Schnell ist ein Entwurf ausgedruckt, verändert und wieder ausgedruckt. Wartezeiten, wie sie bei der Weitergabe an Dienstleister auftreten, entfallen.
Produktentwicklungszeiten verkürzen sich. Unternehmen, die individuelle Teile fertigen, oder auch Architekten und De­signer, können ihre Entwürfe nun ohne Weiteres ausdrucken und den Kunden vorlegen.

AUTOCAD Magazin: Welche weiteren Vorteile ergeben sich aus dem 3D-Druck, über die technischen Möglich­keiten hinaus?

Florian Bautz: Die andere Perspektive betrifft die Kosten. 3D-gedruckte Teile sind oft eine günstige Alternative zu lasergesinterten Modellen, gerade in der ersten Konstruktionsphase oder auch generell, wenn es das Design zulässt. Zudem nutzen Unternehmen 3D-Drucker, um Gusskerne für Gusswerkzeuge auszudrucken. Manche unserer Kunden haben erst durch 3D-Druck Gussverfahren für sich entdeckt und damit teurere Herstellungsverfahren abgelöst.

AUTOCAD Magazin: Können Sie uns, bitte, ein Beispiel dafür nennen, wie sich die additiven Fertigungsverfahren nutzbringen einsetzen lassen?

Florian Bautz: Ein Beispiel ist die Carl GmbH aus Eislingen. Das Unternehmen fertigt Brennereianlagen. Mit Hilfe eines 3D-Druckers reduziert das Unternehmen nun die Kosten deutlich. So wurde ein aufwändiger Arbeitsschritt für die Herstellung eines Whiskybogens durch Kupferguss ersetzt. Der zum Herstellen der Sandgussform erforderliche Gusskern kommt aus dem 3D-Drucker.  

AUTOCAD Magazin: Wo liegen derzeit noch die wichtigen Herausforderungen beim Einsatz von additiven Verfahren?

Florian Bautz: Es wird auf eine stärkere Integration von CAD-Software und 3D-Drucker hinauslaufen. Ein anderes Thema ist die Entwicklung von Materialien mit bestimmten Eigenschaften, etwa faserverstärkte oder säurefeste Filamente. Eine der Herausforderungen betrifft auch die Usability. Hier ist auf jeden Fall noch viel zu tun. Auch wir setzen einen unserer Entwicklungs-Schwerpunkte auf eine einfache Bedienung.  

AUTOCAD Magazin: Welche Folgen hat die wachsende Verbreitung des 3D-Drucks im Consumer-Umfeld, was neue Geschäftsmodelle und Innovationen betrifft?

Florian Bautz: Dank der raschen Verbreitung der 3D-Drucker werden wir in Zukunft leichter an die persönlichen Bedürfnisse und den eigenen Geschmack angepasste Produkte herstellen können. Es verlagern sich die Geschäftsprozesse. Die Produktion findet dann beim Endkunden statt. Das hat auch Auswirkungen auf die Logistik.
 
AUTOCAD Magazin: Herr Bautz, vielen Dank für das Gespräch. 

Das Interview führte Andreas Müller.


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