02.09.2020 – Kategorie: Hardware & IT
Markt für Grafikkarten: Pandemie durchkreuzt saisonalen Zyklus
Die Marktforscher von Peddie Research beleuchten den Markt für diskrete Grafikkarten im 2. Quartal 2020. Dabei kommt Überraschendes zutage.
- Die Marktforscher von Jon Peddie Research berichten über den Markt für diskrete Grafikkarten, sogenannte Add-in-Boards, im 2. Quartal 2020.
- Die Auslieferungen haben sich im genannten Zeitraum von den PC-Verkäufen entkoppelt.
- Einer der beiden verbliebenen Anbieter konnte seinen Marktanteil sogar beträchtlich ausbauen.
Der Markt für diskrete Grafikkarten im 2. Quartal 2020 gegenüber dem letzten Quartal zugelegt, Grafikkarten im Wert von mehr als 3,5 Milliarden Dollar gingen über die (virtuelle) Ladentheke. Es fällt auf, dass einer der Anbieter, Nvidia, erheblich Boden gut machen konnte.
Die Auslieferungen von Grafik-Add-in-Board stiegen von Quartal zu Quartal um 6,6% und von Jahr zu Jahr um 36,7%. Auch die Marktanteile der Anbieter von diskreten Desktop-GPUs haben sich im Quartal verschoben. Nvidia steigerte seinen Marktanteil sowohl gegenüber dem letzten Quartal als auch im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum des Vorjahres.
Jon Peddie, Präsident von JPR, hält den Sorgen der Investoren, dass der Aufschwung im 2. zu Lasten der Verkäufe im 3. Quartal gehe, entgegen: „AMD und Nvidia prognostizieren ein robustes 3. Quartal, und die Verbraucherstimmung verbessert sich, was ihre Erwartungen stützt. Es werden neue AIBs von AMD und Nvidia auf den Markt kommen, und Intel könnte seine Grafikkarten am Ende des Quartals herausbringen“.
Add-in-Boards (AIBs) mit diskreten GPUs finden sich in Desktop-PCs, Workstations und Servern, aber auch anderen Geräten wie wissenschaftlichen Instrumenten. Sie werden als Aftermarket-Produkte direkt an Kunden verkauft oder von OEMs werksseitig eingebaut. In allen Fällen markieren diese Grafikkarten mit ihren diskreten Chips und dedizierten, oft üppigen Hochgeschwindigkeitsspeichern das obere Ende der Grafikbranche. Die in CPUs integrierten GPUs müssen sich hingegen den langsameren Systemspeicher teilen.
Auf dem PC-AIB-Markt gibt es heute nur noch zwei Chip- (GPU-) Anbieter, die ebenfalls AIBs bauen und verkaufen. Die Hauptlieferanten von GPUs sind derzeit AMD und Nvidia., wobei Intel noch in diesem Jahr in den GPU-Markt eintreten könnte. Es gibt 54 AIB-Anbieter als OEM-Kunden der beiden großen GPU-Lieferanten. Einige dieser Lieferanten bieten AMD- und Nvidia-basierte Produkte an, während sich andere nur auf einen der beiden Anbieter beschränken.
Zusätzlich zu den weltweit angebotenen AIBs bieten etwa ein Dutzend PC-Lieferanten AIBs als Teil eines Systems und/oder als Option an, und einige bieten diskrete Grafikkarten als separate Aftermarket-Produkte an. Das Volumen dieser dedizierten Grafikkarten erreichte 1999 mit 114 Millionen Einheiten einen Höchststand, als jeder PC damit ausgestattet war.
Der AIB-Markt erreichte im vergangenen Jahr 14,8 Milliarden US-Dollar und soll bis 2023 auf ein Volumen von 16,7 Milliarden US-Dollar anwachsen.
Seit 1981 1,3 Milliarden Grafikkarten ausgeliefert
Das zweite Quartal erreicht normalerweise nicht das Niveau des Vorquartals. Diesmal ist alles anders: Die Auslieferungen stiegen um 6,6% höher gegenüber dem ersten Quartal. Das liegt weit über dem Zehn-Jahres-Durchschnitt von -6%. Dazu im Vergleich ist jedoch der Markt für Desktop-PCs in Q2 um 9% geschrumpft ist, ein Hinweis auf die Nachfrage im Aftermarket-Segment: Die Benutzer rüsten vorhandene PCs mit neuer Grafik auf.
Betrachtet man das obige Diagramm, so hat die Pandemie den saisonalen Zyklus deformiert, und mit Gaming zu Hause, Home-Office und Online-Shopping wird er in seiner ursprünglichen Form möglicherweise auch nicht mehr wiederkommen.
Während die Gesamtzahl der AIB-Auslieferungen während des Quartals um 36,7 % gestiegen ist, gingen die Auslieferungen von Desktop-PCs gegenüber dem Vorjahresquartal um 9,5% zurück. Insgesamt stiegen also die Auslieferungen von Grafikkarten, während die PC-Verkäufe aufgrund von Nachrüstungen rückläufig waren. Der Zuwachs bei den AIBs ist größtenteils auf Videospiele zurückzuführen, die sich in der Pandemie stärkerer Nachfrage erfreuen konnten. Nach Ansicht der Marktforscher handelt es sich dabei um einen nachhaltigen Effekt.
Trotz der allgemeinen Abwendung vom PC, zum Teil zugunsten von Tablets und eingebetteten Grafiksystemen nimmt die Dynamik im Gaming-Markt Fahrt auf und unterstützt den AIB-Markt. Der Einfluss des E-Sports hat ebenfalls das Marktwachstum befeuert und neue Benutzer angezogen. Virtual Reality ist nach wie vor interessant, hat aber keinen messbaren Einfluss auf den AIB-Markt, wie die Analysten feststellen.
Weitere Informationen: www.jonpeddie.com.
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