02.11.2015 – Kategorie: Branchen
Projektmanagement im Bauwesen: Auf Metadaten kommt es an
Im Rahmen der Konferenz Year in Infrastructure in London hat Bentley die neue Generation seiner Softwareplattformen angekündigt. Die Connect Edition gilt als der Nachfolger der Bentley-Softwaregeneration V8i und unterstützt eine hybride IT-Umgebung für übergreifende Projektabwicklung mit der Einbeziehung aller Projektbeteiligten. Von Dan Raker
Teilnehmern des Early-Access-Programms steht die MicroStation Connect Edition bereits zur Verfügung und viele Dienste werden im Early-Access-Programm bereitstehen. Das DGN-Dateiformat bleibt unverändert. V8i-Modellierungsanwendungen sind daher weiterhin kompatibel und können sowohl mit MicroStation Connect Edition als auch mit ProjectWise Connect Edition genutzt werden. Die Connect Edition der Modellierungsanwendungen von Bentley sowie AssetWise-Angebote werden im Laufe des Jahres 2015 und 2016 herausgegeben.
Um klar zu verstehen, welche Änderungen im Funktionsumfang von MicroStation enthalten sind und wie sich Connect auf die übrigen Produkte und Dienste von Bentley auswirken wird, habe ich mich eine Weile mit David Huie, Senior Manager der Plattform Advantage, Modeling bei Bentley Systems, unterhalten, der im Grunde als Produkt-Marketing-Manager für MicroStation gesehen werden kann.
Meine erste Schlussfolgerung im Blick auf Connect war, dass es sich bei der Erfassung und Bereitstellung möglicherweise sehr umfangreicher und bedeutender Inhalte, die heute nicht nach dem Modell von MicroStation (und anderen von MicroStation abhängigen Modellierungsanwendungen) abgelegt sind, um einen gewaltigen Kraftakt handelt. Auch wenn die neue Edition die üblichen Upgrades verschiedener Funktionen und Merkmale enthält – die stärksten Auswirkungen auf den Benutzer und künftige Projekte sind wohl durch die Art der verbundenen Metadaten zu erwarten.
Langjährige Benutzer stellen sich hier vielleicht die Frage, was sie verpasst haben. Wie es scheint, eine ganze Menge, zum Beispiel die Entwurfsabsicht, personalisierte Schulung und Toolsets, individuelle und teamorientierte Metadaten und vieles mehr.
Kontexttabellen
Die ersten Versionen von Connect werden eine Welle neuer Verknüpfungen auslösen, um Informationen, wo, wann und wie das Planungsmodell erstellt wurde, mit dem Inhalt in Verbindung zu setzen. Wie wurde es erstellt? Von wem? Mit welcher Absicht?
Bisher haben Programme wie Bentley Select Server oder ProjectWise beim Einloggen des Benutzers automatisch den Rechner erkannt und eine Lizenz zugewiesen. Mit Connect wird der individuelle Benutzer nun mit jeder einzelnen Session erfasst. Dadurch lassen sich sowohl individuelle als auch projekt- und unternehmensbezogene Daten aufnehmen und wiederverwenden – im Grunde können Sie sich das Konzept wie Template Workspaces in erheblich größerem Umfang vorstellen.
Schulung
Direkt auf Benutzerebene passen sich die Sessions stärker an die individuelle Anwendung an – mit Bentley-Learning-Optionen, Voreinstellungen, Präferenzen und eventuell auch bewährten Praktiken aus ähnlichen Anwendungen, die in der Connect-Umgebung bekannt sind. Auch wenn es sich bei der Verschmelzung von sozialen Netzen, Collaboration-Tools und Modellierung nicht unbedingt um ein neues Konzept handelt – insbesondere im MCAD-Bereich mit Anwendungen wie Enovia und TeamCenter – haben wir hier die erste derartige Integration innerhalb des Ökosystems von Bentley.
Projekte
Die Verknüpfung von Modellierungsaktivitäten mit individuellen Aktivitäten einzelner Benutzer durch Tags eröffnet neue Möglichkeiten gemeinsamer Datennutzung auf breiterer Ebene. In MicroStation-Sessions unter Connect wird der Import von Modellen aus anderen Projekten erkannt. Es kann also sein, dass Sie freundlich darauf hingewiesen werden, wenn die Ausgangs- und Zielprojekte unterschiedliche Voreinstellungen haben, die einem Import entgegenstehen.
Folgende Features bietet Connect bereits in seiner ersten Version: Aktualisierte Benutzeroberfläche, die dem Benutzer echtes „Netzgefühl” vermittelt, ununterbrochene Verbindung zur Cloud zur Erstellung individueller Nutzungsstatistiken und zur Verfolgung der Aktivität, Vorschlag ergänzender Bentley-Anwendungen auf der Basis von Anwendungen, die Ihre Fachkollegen im Rahmen des Projekts nutzen oder die in ähnlichen Fällen eingesetzt werden.
Workflows
George Church, Vice President, Bereich Learning bei Bentley, zitiert eine aktuelle Studie von Microsoft, die feststellt, dass ein durchschnittlicher Word-Anwender nur 40 der 1.200 verfügbaren Befehle nutzt. Gleiches gilt für MicroStation. Wie wäre es, wenn Sie mit Connect auf der Basis Ihres bekannten Nutzungsmusters regelmäßig Ihr persönliches Wissen vertiefen und Ihre persönliche Produktivität verbessern könnten?
Folgende Features bietet Connect in seiner ersten Version noch nicht an: Transparente Datenschutzkontrolle, Möglichkeiten der Freigabe/Unterbindung gemeinsamer Datennutzung sowohl innerhalb des Unternehmens als auch unternehmensübergreifend oder auch die weitergehende Zusammenfassung Ihrer Metadaten in hilfreichen Projektmanagementberichten. Letzterer Punkt kann bei der Ersteinführung von über Connect freigegebenen Bentley-Modellen problematisch sein, da wir mit einer gewissen Minderung des Datenschutzes auf individueller Ebene rechnen. Gleichzeitig besteht für Führungskräfte bislang nur geringer Anreiz, die Vorteile aggregierter Berichte zu nutzen und die Entwicklung voranzutreiben.
Eigenschaftsbasierte Anmerkung
Zusätzlich zur ersten Einführung von Connect mit MicroStation und ProjectWise (und den damit verbunden Anwendungen), kündigt sich die nächste Version von MicroStation als Kernplattform für Bentley-Anwender mit zwei wichtigen Neuentwicklungen an: funktionale Komponenten und Documentation Center.
Eigenschaftsbasierte Anzeige
Funktionale Komponenten sind ein Schritt in Richtung Vereinheitlichung der Erfassung, der Entwurfsabsicht für individuelle Zellen. Tools beispielsweise, die in einem Bentley-Modul die parametrische Anwendung einer Zellenvorlage ermöglichen, haben sich in einem anderen Modul vielleicht ganz anders verhalten und hatten ein vollkommen anderes Erscheinungsbild. Denken Sie nur an die unterschiedlichen Ansätze im Umgang mit Randbedingungen, die bei topologischer Modellierung und Maschenmodellierung zum Einsatz kommen. Mit Connect Edition werden erste Schritte unternommen, um funktionale Komponenten der Benutzeroberfläche und Backend-Funktionen über die Module hinweg zu vereinheitlichen.
Funktionale Komponenten
Auf der Grundlage einheitlicher Randbedingungen sind funktionale Komponenten nun im Wesentlichen in der Lage, die Entwurfsabsicht besser zu erfassen und ohne Suchen oder Änderung der Entwurfsabsicht anderer von Modul zu Modul und zwischen vor/nachgelagerten Anwendungen weiterzugeben. Huie charakterisierte diese Funktion als „Neubelebung der Randbedingungen für Modelle“.
Randbedingungen für die Modellierung
Durch Erweiterung um Tools, die üblicherweise unter die Bezeichnung Documentation Center fallen, werden Projekte, die Connect Edition nutzen, künftig „intelligent“. Denken Sie dabei an Berichte, Zeitpläne und unterschiedlichste Tabellen. Im Modell haben wir bereits intelligente Ansichten – jetzt dienen sie auch als Grundlage für Tabellenansichten und Berichtkonfigurationen. Zu den intelligenten Zeitsparoptionen gehören eigenschaftsbasierte Anzeigen (zum Beispiel mit wiederverwendbarem Aussehen und Handhabung für Pumpeinsätze), Anzeigeregeln, Anmerkungsvorlagen und vieles mehr.
Eigenschaftsbasierte Berichte
Der Documentation Center ist die erste von mehreren Initiativen in einer gemeinsamen Umgebung für übergreifende Projektabwicklung, wie sie Bentley-Anwender nach Vorstellung von CEO Greg Bentley anstreben sollten.
Blattübersicht im Documentation Center
Im Laufe des nächsten Jahres werden Sie dieser intelligenten Technologie in Verbindung mit dem persönlichen Profile von Connect sicherlich immer häufiger begegnen. Einem Profile, das intelligent mit allem umgeht, an dem Sie gerade arbeiten, zum Beispiel Projekt A heute Nachmittag, morgen Projekt B … und intelligente Features für Ihre Vorlagen des Documentation Centers bereithält – oder ähnliche funktionale Randbedingungen bietet, die entweder auf älteren Aktivitäten beruhen oder aus Aktivitäten Ihres aktuellen Projekts abgeleitet werden. (anm)
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