17.09.2018 – Kategorie: Fertigung & Prototyping, Hardware & IT

So gelingt die digitale Transformation

de_2018_06_101_robot-007

In der Fertigungsindustrie gewinnt das Thema Digitalisierung immer mehr an Bedeutung und wird von den Unternehmen als absolut notwendige Maßnahme angesehen. Informationen darüber, wie die digitale Zukunft aussehen kann, liefert dieser Beitrag.  › von Dr. Clemens Chaskel

In der Fertigungsindustrie gewinnt das Thema Digitalisierung immer mehr an Bedeutung und wird von den Unternehmen als absolut notwendige Maßnahme angesehen. Informationen darüber, wie die digitale Zukunft aussehen kann, liefert dieser Beitrag.  › von Dr. Clemens Chaskel

Die Kombination aus neuen Technologien, IT-Infrastrukturen und Datenanalysen bietet verlockende Möglichkeiten für eine Welt, in der die End-to-End-Lieferkette grundlegend verändert wird: Hochgradig vernetzt, flexibel, effizient, widerstandsfähig und genau auf die Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten. Jedes dieser Attribute klingt vielversprechend, aber in Kombination ergeben sich Synergien, die neue Managementansätze, Produkte und Dienstleistungen mit sich bringen können. Der Kunde steht dann nicht nur passiv auf der Empfängerseite eines Produkts oder einer Dienstleistung, sondern im Mittelpunkt.

Eine Technologieführerschaft oder eine frühzeitige Implementierung von neuen digitalen Technologien verspricht die Chance, das investierte intellektuelle sowie finanzielle Kapital möglichst sinnvoll auszuschöpfen.Gerade in der fertigenden Industrie gewinnt das Thema Digitalisierung immer mehr an Bedeutung und wird mittlerweile von Unternehmen als absolut notwendige Maßnahme betrachtet. Während in den 1990er Jahren der Schwerpunkt der digitalen Lösungen in erster Linie auf der Optimierung von Fertigungsprozessen lag, geht es heute nicht nur um große Datenmengen aus verschiedenen Quellen, die systembedingt verschiedene Formate mit sich bringen, sondern auch um neue Technologien. Je nach Unternehmen oder Interessensgruppe ist der Fokus unterschiedlich. Er kann auf dem Wandel zu intelligenten Fabriken und Rapid Prototyping liegen, auf verteilter Fertigung oder Optimierung der Lieferkette beziehungsweise auf der Bereitstellung komplexer Dienstleistungen.
All diese Themen bringen eine eigene Komplexität mit sich, und werden teilweise als einzelstehend betrachtet, wobei der Mehrwert gerade dann entstehen kann, wenn digitale Technologien und datengesteuerte Prozesse nicht nur Produktionsvorgänge, sondern auch Wertschöpfungs- und Lieferketten, Produkte und Dienstleistungen einbringen können. Ziel ist es, die Digitalisierung ganzheitlich zu betrachten und frühzeitig in der strategischen Planung zu berücksichtigen.

Wie gelingt meinem Unternehmen der Wandel?

Aufgrund der vielen Ansatzmöglichkeiten, die die Digitalisierung bietet, können sich zahlreiche Unternehmen – vor allem kleinere und mittelständische – schwer vorstellen, wie genau die digitale Zukunft in ihrem Fall aussehen kann. Daher ist es gerade in der Anfangsphase wichtig, Antworten auf folgende Fragen zu finden:
• Warum? Warum wollen wir unser Unternehmen auf die digitale Spur bringen? Welchen Mehrwert versprechen wir uns konkret davon? Was sind die aktuellen „Schmerzpunkte“, die sich durch Digitalisierung beseitigen lassen? Was sind die kurz- und langfristigen Vorteile – für uns und für den Kunden?
• Was? Was genau möchten wir digitalisieren? Welche besonderen Aspekte der Digitalisierung bringen einen konkreten Nutzen für die strategische Gesamtleistung? Gibt es Turnkey-Lösungen, die schnelle Erfolge garantieren? Wie sehen die einzelnen Schritte und Meilensteine für eine umfassende und „gute“ Implementierung aus – und was bedeutet „gut“ eigentlich in diesem Zusammenhang?
• Wie?  Wie wird es umgesetzt? An welcher Stelle im Unternehmen macht es am meisten Sinn, mit einem Digitalisierungsprojekt zu starten? Auf welches organisatorische, intellektuelle sowie finanzielle Kapital kann das Digitalisierungsprojekt aufgebaut werden? Wo und wie lässt sich eine Digitalisierung testen, bevor sie in größerem Maß umgesetzt wird? Wer sind die internen sowie externen Partner, die man für den Erfolg benötigt?
Um diese Fragen im Detail zu beantworten, ist es sinnvoll, eine ganzheitliche Perspektive auf die Organisation zu werfen und Ziele und Werte für sie zu entwickeln. Sind die Ziele definiert, empfiehlt es sich, eine Roadmap für die Digitalisierung zu erstellen, die die einzelnen Schritte im Digitalisierungsprozess beschreibt. Wieder sind die richtigen Fragen entscheidend:
• Wo stehe ich momentan? Was ist der Status quo und was sind meine aktuellen Schmerzpunkte?
• Wo möchte ich hin? Was sind meine Ziele und was ist meine Vision für die Digitalisierung?
• Wie komme ich dorthin? Wie erreiche ich die Vision? Welche Schritte sind notwendig und wo liegen die Risiken? Welche Alternativen gibt es? Wie lange dauert es und wie teuer ist es?

Wichtige Themenblöcke

In der Digitalisierung geht es vor allem um drei Themenblöcke:
• Digitale Kompetenzen: Technologische Kompetenzen prägen das Produkt- und Serviceangebot des Unternehmens. Mit der zunehmenden Digitalisierung muss ein Unternehmen sich auch der notwendigen digitalen Kompetenzen bewusst werden. Diese nehmen direkten Einfluss auf verschiedene Bereiche und Prozesse, zum Beispiel auf die Entwicklung und Fertigung, oder auch auf die Nutzererfahrung oder sogar auf das Geschäftsmodell. Unternehmen, die komplexe Digitalisierungsprojekte starten,  ohne dabei ihre Strategie entsprechend anzupassen, laufen Gefahr, ihre Möglichkeiten nicht voll auszuschöpfen und Chancen zu verfehlen.
• Transformationsfähigkeiten: Die Implementierung digitaler Technologien bedeutet eine Veränderung des Status quo und der Aufwand für eine erfolgreiche Implementierung sollte nicht unterschätzt werden. Hier geht es nicht nur um technische, sondern oft auch um weitreichende organisatorische Veränderungen. Daher ist es wichtig, dass die verantwortlichen Personen das Ausmaß von Digitalisierungsprojekten deutlich analysieren und die Ansätze verstehen, mit denen sich diese Projekte erfolgreich durchführen lassen. Als Beispiele dienen hier flexiblere und potenziell experimentelle Formen der Implementierung in dynamischen Organisationen oder eine gemeinschaftliche Entwicklung mit einem Lieferanten beziehungsweise der Einsatz von schlüsselfertigen Lösungen. Die Frage ist dabei, ob sich die Lösung dem Unternehmen anpasst oder das Unternehmen – hier insbesondere die Prozesse – der Lösung. Alle diese Faktoren beeinflussen die Art, Länge und das Management der digitalen Transformation.
• Künstliche Intelligenz, Konnektivität und intelligente Geräte: Die in Digitalisierungsprojekte einfließenden Technologien sind vielfältig und je nach Art der Digitalisierung können den Technologien verschiedene Werte beigemessen werden. Deshalb ist es ratsam, die verschiedenen Aspekte zu berücksichtigen, die eine Digitalisierungstransformation typischerweise beeinflussen: soziale Faktoren, Mobilität, Analytik, Cloud Computing und das Internet of Things (IoT).

Wieviel ist genug?

Oft begrenzen Ressourcen die Projekte und der Weg zum digitalen Unternehmen muss schrittweise stattfinden. Unternehmen müssen daher verstehen, welche „digitalen Bausteine“ man mindestens benötigt, um die erwünschten Vorteile zu erzielen. Sei es zum Beispiel eine stärkere Individualisierung von Produkten, Voraussetzungen für hochflexible Produkte und/oder das Potenzial zur Integration von Kunden und Geschäftspartnern in die wertschöpfenden Prozesse, um hochwertige Dienstleistung- und Hybridprodukte zu schaffen.
Der Fokus sollte hier immer auf den Anwendungsfall und nicht auf die Technologie gerichtet sein – eine Digitalisierung zum Selbstzweck der Technologie wird nicht zum gewünschten Erfolg führen. Eine Priorisierung im Sinne von Nutzen und Machbarkeit sowie ein pragmatischer und sachlicher Blick auf das Thema sind deshalb notwendig, um Digitalisierungsprojekte sinnvoll auszuwählen.
Erfolgreiche Unternehmen investieren daher erhebliche Anstrengungen in die Festlegung und Planung von Digitalisierungsbemühungen und das erforderliche Change-Management. Externe Partner und unabhängige, neutrale Berater können hier von großem Nutzen sein, da sie durch einen Blick von außen einen Rahmen für die Strukturierung der Digitalisierung bieten und Fachwissen aus ähnlichen Projekten einbringen können.RT ‹

Autor Dr. Clemens Chaskel ist Senior Industrial Fellow des Institute for Manufacturing an der University of Cambridge und gehört zum Netzwerk von Comatch, einem Beratermarktplatz mit 5.000 freien Unternehmensberatern und Industrieexperten.


Teilen Sie die Meldung „So gelingt die digitale Transformation“ mit Ihren Kontakten:


Scroll to Top